Ich war gerade im Wald spazieren, es hat frisch geschneit und ein paar zarte Flöckchen finden noch ihren Weg zur Erde. Der Schnee knirscht bei jedem Schritt unter den Füßen Krrk, Krrk, Krrk. Stille, die durch die Präsenz der Bäume noch verstärkt wird und das monotone Krrk, Krrk, Krrk das mich begleitet. Es ist wie in einem Traum den Gott höchstpersönlich sich ausgedacht hat, um mich (oder sich?) zu erfreuen. Krrk, Krrk, Krrk.
Ich schließe die Augen und laufe weiter, ich kann die schmelzenden Schneeflocken in meinem Gesicht spüren und wie der Körper selbstständig Ausgleichbewegungen nach rechts und links macht, um auf dem Weg zu bleiben, ganz subtil, kaum merklich. Krrk, krrk, krrk. Die Zeit scheint still zu stehen, ich öffne die Augen wieder und ich bin weiterhin auf dem Weg, keine Abweichungen, der Weg wurde von selbst gefunden. Krrk, Krrk, Krrk. Ich bin fasziniert. Ich starte einen neuen Versuch, Augen zu und weiter laufen, krrk, krrk, krrk. Ich nehme die leichten Schwankungen war und genieße das getragen werden. Krrk, krrk, krrk. Augen öffnen sich und es läuft. Ich bin motiviert und voller Ehrgeiz: Das geht noch weiter. Augen schließen und weiterlaufen. Krrk, krrk, krrk. Der Boden unter meinen Füßen verändert sich, Augen öffnen sich, ich bin ab vom Weg. Krrk, Krrk, Krrk. Hmm.
Gleich zehn Schritte nach dem Augenöffnen kommt ein kleiner Bach, der überquert wird, ich stelle mir meine Landung im eiskalten Bach vor, wenn ich die Augen elf Schritte später geöffnet hätte und muss lachen. Krrk, Krrk, Krrk.
Scheinbar ist für diese Art der Bewegung Ehrgeiz und Wollen nicht förderlich. Krrk, krrk, krrk. Das Geräusch plätschernden Wassers fesselt meine Aufmerksamkeit. Ich bleibe stehen und schließe die Augen. Die Zeit steht still, das Geräusch erfüllt mich ganz und gar. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Geräusch und mir? Krrk, krrk, krrk Schritte nähern sich von rechts. Ich kann die Augen nicht öffnen und bleibe wie angewurzelt stehen und lausche. Die Stille wird von den Gedanken der herannahenden Person übertönt, ich schenke ihr ein wohlwollendes Lächeln, das sie vermutlich weder hören noch sehen kann. Krrk, krrk, krrk verliert sich und wird durch das Brüllen der Seelöwen (der Wald ist in der Nähe des Tiergartens) ersetzt, die sich auf ihr Essen freuen. So fühlt sich Unendlichkeit an. Das Öffnen der Augen kann ein mildes Dauerlächeln nicht mehr verhindern. Krrk, krrk, krrk, der Körper setzt sich wieder in Bewegung.
Der Verstand möchte das alles festhalten und greift zum Handy, um den Moment in Nullen und Einsen zu bannen. Wie sinnlos dieses Unterfangen ist, einen Moment der Unendlichkeit festhalten zu wollen, ist mir in dem Moment nicht bewusst.
Krrk, krrk, krrk es erscheinen noch einige dieser Bilder, die man gerne festhalten würde und die dennoch weiterziehen, wie das Wasser, das im Flussbett seinen Lauf geht. Das Wunder des Lebens offenbart sich in jedem Moment, wenn man es zulässt und es SEIN lässt.