Ego Bilder für Facebook

Die Entstehung des (Selbst-) Bildes.

Obiges Bild ist während einer Wanderung letzten Herbst mit meiner Frau entstanden. Der kleine Felsen im Gegenlicht war der ideale Ort für ein „schickes“ Yoga-Poser-Bild für Facebook oder Yoga-Blog – sprich ich konnte nicht anders. Also Pose einnehmen – Rückfrage „und hast Du mich drauf?“, „Alles wunderbar“ und den Augenblick zum Genießen für die Ewigkeit festgehalten, zerstückelt in Nullen und Einsen und auf einen Datenträger gebannt (eigentlich auch ein lustiges Wort, man fragt sich, wo denn die Daten hingetragen werden, oder ob es wohl eher von träge kommt? Vermutlich eher nicht, da ja gerade die Trägheit (Tamas) überwunden wurde und durch die Aktion (Rajas) ersetzt wurde, naja zurück zum Thema).

Es war ja bereits abends, die Sonne wärmte nicht mehr und der Felsen war bereits etwas feucht und so rutschte ich mit den Händen etwas ab und kippte nach vorne :-).

Glücklicherweise verhinderte meine Nase schlimmeres und stellte sich als „Bremsklotz“ zur Verfügung und so hatte ich für die nächsten drei Wochen ein schönes Andenken an mein „Schaut her, ich bin ein prima Yogi“-Bild und ich hatte etwas zum Reflektieren.

Zurück im Yoga-Zentrum wurde ich von meiner Kollegin gefragt, was ich denn mit meiner Nase angestellt hätte. Daraufhin erzählte ich ihr die Geschichte – über mein Ego schmunzelnd – und zeigte ihr das entsprechende Foto. Sie sagte, „Wow, cool, das müssen wir unbedingt auf den Blog stellen, damit sich der Einsatz wenigstens gelohnt hat.“ Ich war mir da nicht so sicher … und vergaß das Bild wieder.

Es fiel mir wieder ein, als ich dieses Video ansah … Jetzt ist die Zeit reif das Bild zu zeigen.

Was habe ich denn nun daraus gelernt? Mein Bild eines Yogis war sehr geprägt, von vielen Seiten … Medien, Ashram, Kula, Mit-Yogis, Swamis, … Ich hatte viele Eindrücke gewonnen und aus denen hat sich – wie ein Puzzle – das Bild ergeben, das in meinen Augen für einen Yogi stand. Yogis sind:

  • Körperlich fit und flexibel
  • Ausgeglichen und zufrieden
  • Diszipliniert und tätowiert (seit ich mich bei fb als Yogi geoutet hatte, bekam ich vermehrt Tattoo-Werbung. Tipp: Mal gezielt die fb Werbung bzw. die vorgeschlagenen Gruppen, die man bei fb angeboten bekommt, das sagt einiges aus … auch fb funktioniert als Spiegel des Selbst ;-))
  • Mindestens vegetarisch und auf jeden Fall frei von jeglichen Suchtmitteln
  • Frei von Wünschen und Begierden
  • … und grundsätzlich eigentlich recht Spaß-befreit (Oops, das habe ich jetzt nicht wirklich geschrieben, oder?)

Wenn dann am Ende sogar noch das Thema Moksha (Befreiung) oder Samadhi (Versenkung, Eins-Sein) im Raum stand, wurde das Bild schon ganz schön eng:

  • Da kommt man nur hin, wenn man jahrelang bei einem Meister lebt
  • Frei von sämtlichen Besitztümern und Familie
  • Schnell geht das sowieso nicht, das ist eine Lebensaufgabe

Sprich für einen Familienvater, der in einem Reihenhaus lebt und nebenberuflich Yoga unterrichtet ein unerreichbarer Traum, der halt dann in einem der nächsten Leben zum Tragen kommt, denn: Reihenhaus-Yogi geht halt gar nicht …

Freiheit ist allerdings etwas anderes, Freiheit ist, sich von den Glaubenssätzen, die man gelernt hat zu lösen. Als Kind ist man frei von Glaubenssätzen und nah an Gott, nah am Moment, für Kinder gibt es nichts anderes, es gibt nur den Moment. Mit der Zeit übernehmen sie die Verhaltensmuster und Glaubenssätze Ihrer Eltern und anderer Bezugspersonen und werden zunehmend unzufriedener, weil sie sich weiter von ihrem inneren Selbst entfernen und dementsprechend das Leben ihnen Steine legt, sozusagen als Wegweiser zurück zur Einheit / Freiheit. Wenn man dann lange genug diese Wegweiser ignoriert, weil man den – durch den Verstand erzeugten – Gegensatzpaaren Glauben schenkt, entsteht Leid. Der Verstand ist brillant darin Trennung vorzugaukeln wo Einheit IST. Das Spiel funktioniert so lange, wie DU dem Verstand das nötige Futter dafür gibst, ihm Aufmerksamkeit schenkst. Entziehst DU ihm die Nahrungsgrundlage und beginnst dem Fluss des Lebens zu lauschen, so dass DU hören kannst was das Leben von Dir will und aufhörst mit dem Ego-ICH zu wollen bzw. nicht zu wollen (Raga – Dvesha), kann ES SEIN …

 

In tiefer Verbundenheit mit ALLEM was IST

Jnanadev

Auf der Suche – Beobachtungen in der Fußgängerzone

Heute war ich mit meiner Familie in Nürnbergs Fußgängerzone wo heute noch mehr los war als sonst, da zusätzlich zum „normalem“ Verkaufswahnsinn noch Trempelmarkt (es werden Dinge verkauft die vermutlich weder vom Verkäufer noch vom Käufer gebraucht werden) war.

Die Kinder sind unterwegs zu einem Laden der bunte Plastiksteine verkauft, die man zusammenstecken kann. Dort wollen sie sich inspirieren zu lassen, welche Wünsche sie als nächstes haben könnten.

Die Eltern wollen eine Bluse zurückgeben, die jetzt doch nicht gefällt (mir unverständlich, denn vor ein paar Tagen hat sie noch gefallen, aber ich bin ja auch ein Mann ;-), liegt vermutlich an einem wenig ausgeprägten Saraswati-Aspekt) und ein Austauschgerät für einen defekten eBook-Reader abholen.

Ich war entspannt – was für eine Stadt-Aktion eher ungewöhnlich ist – und beobachtete die mir entgegenkommenden Gesichter der Menschen und ich konnte ihnen ansehen, dass sie alle auf der Suche sind, jeder sucht irgendetwas.

Eine ältere Dame eine Ergänzung für ihr altes Geschirr. Eine junge Frau ist auf der Suche nach Klamotten im vorüberfliegenden Schaufenster, ihr Freund neben ihr mit seinem Handy sucht nach Anerkennung in den sozialen Medien, ein Kind möchte Aufmerksamkeit von seiner Mutter die wiederrum auf der Suche nach „Was Schickem drunter“ ist, um sich der Anerkennung ihres Mannes sicher zu sein, …

Was passiert, wenn die suchenden Menschen die Dinge gefunden haben?

Ein kurzes und auch länger anhaltendes Glücksgefühl, das nach MEHR schreit … Was kommt dann? Die nächste Suche nach dem nächsten Ding, um wieder im Glück zu schwelgen, den Hormonaustoß zu geniesen und sich dem wohligen Kribbeln hinzugeben. So hangelt man sich von Ast zu Ast, von Baum zu Baum, von Wald zu Wald, von Kontinent zu Kontinent, von Planet zu Planet, von Galaxie zu Galaxie, …

Doch was steckt hinter diesem „Nie zufrieden sein“ mit dem was ist?

Es ist eine Ahnung, die in jedem Menschen steckt, eine Ahnung, dass es mehr gibt, dass das nicht alles sein kann. Diese Ahnung führt Menschen zur Spiritualität, sie erhoffen sich hier die Antworten auf ihre Fragen:

  • Gibt es tatsächlich mehr?
  • Woher komme ich, wohin gehe ich?
  • Wer bin ich?

Da passiert meist etwas Paradoxes: Es werden neue Wünsche und Bedürfnisse geweckt, die erst befriedigt werden müssen bevor man sich dem eigentlichen (dem Selbst) nähern kann. Macht das Sinn?

Ja und nein, denn was passiert dann? Viele spirituelle Strömungen beschäftigen sich mit Selbstbeobachtung und Selbstreflektion in den diversen Ausprägungen manche eher körperbetont (z.B. Hatha Yoga), manche mehr geistbetont (z.B. Raja-Yoga), manche nähern sich dem Selbst über die Ekstase (z.B. Kundalini-Yoga, Holotropes Atmen). Andere wählen den Weg der Hingabe an Gott (z.B. Bhakti-Yoga) oder die Hingabe an die Menschheit (z.B. Karma-Yoga). Alles Wege bei denen man in der einen oder anderen Weise etwas tut, sprich handelt. Diese Handlungen in der Welt stellen Dich oft vor die verschiedensten Herausforderungen, die Dich selbst immer mehr erkennen lassen, was Du bist. Oft nach einem Bild bzw. Konzept, das die entsprechende Richtung vorgibt. Also eigentlich Wege, die über ein Konzept hin zur letztendlichen Konzeptlosigkeit führen. Denn genau das ist der Sinn dahinter, Du spürst immer mehr intuitiv wie Dein Weg läuft und erkennst dann, dass ALLE Konzepte halt Konzepte sind und nicht die letztendliche Wahrheit. Die Wahrheit liegt dahinter aber dahin kommt man eben nicht mehr durch die Handlung, man kann nichts mehr aktiv tun.

Das ist dann eine Hürde, die schwerfällt, da Du ja bisher so gute und tiefe Erfahrungen mit den Methoden aus „Deinem“ Konzept gemacht hast, warum sollte denn das nicht zur vollständigen Verwirklichung führen? Da ist die Krux, der letzte Versuch des Verstandes sich selbst retten zu wollen und dadurch um Futter zu betteln. Bekommt er das von Dir?

Wenn nicht, hast Du alles getan, was zu tun ist. Dann gibt es nichts mehr zu tun. Wird Dir dann die Gnade Gottes zuteil, erkennst Du, dass Du wieder am Anfang stehst und dass dann jeden Tag neu und dass alles bereits schon immer da war und einfach IST, unabhängig von Raum und Zeit.

Kann man etwas tun für die Selbstverwirklichung?

Viele verwirklichte Meister sagen, dass nichts zu tun ist und alles bereits vorhanden ist und dass es „nur“ darum geht dies zu erkennen – das Licht der Lampe, die schon immer leuchtet und nur durch die zahlreichen Decken, die die Lampe zudecken nicht zu erkennen ist. Das Erkennen ist unabhängig von den spirituellen Praktiken, aber augenscheinlich helfen sie Dir diese Decken zu entfernen, da ja (geschätzt) ¾  der verwirklichten Meister in der einen oder anderen Weise spirituell praktiziert haben.

Ich stelle mir das so vor:
Gott steht auf einem Wagen eines Faschingsumzugs und wirft von da Bonbons in die Menge. Durch die spirituellen Praktiken bringst Du Dich in eine gute Position (die erste Reihe). Ob er dann wirklich in Deine Richtung wirft und Du die Süßigkeiten dann genau in dem Moment auch fangen kannst liegt dann nicht mehr in Deiner Hand.

Wann Du es Dir schenken kannst weiter zu praktizieren, wirst Du erkennen. Ein leerer Verstand der frei von „Wollen“ und Zielen ist kann Wunder wirken. Doch auch das „Nicht-Wollen“ kann ein „Wollen“ sein, wenn es aus dem Ursprung des Verwirklichungs-GEDANKENS entspringt.

Sei wachsam, denn erst aus der Leere entspringt die Fülle.

 

„Du kannst nichts Tun um das Ziel zu erreichen, aber wenn du nichts Tust wirst du es nicht erreichen!“ Jiddu Krishnamurti

Licht und Schatten

Licht und Schatten – das eine kann ohne das andere nicht sein.

Ist das tatsächlich so?

Wenn es kein Licht gibt, gibt es auch keinen Schatten.

Der Schatten kann ohne das Licht nicht sein. Das ist nachvollziehbar, aber wie ist es mit Licht?

Kann Licht sein ohne Schatten?

Immer wenn Licht auf einen Gegenstand trifft ist dahinter Schatten, solange kein Ding „im Weg“ ist kann sich auch kein Schatten bilden.

Warum ist das überhaupt erwähnenswert?

Weil es sich mit den Gedanken genauso verhält, … Wenn der Verstand leer ist und keine Gedanken in das Bewusstsein drängen, entstehen keine Schatten, weil es keinen Widerstand gibt, nichts im Weg steht. Kein Festhalten, kein Herholen, kein Ziehen, kein Schieben – das was bereits da ist annehmen, fühlen was da ist, damit man damit abschließen kannst, es loslassen. Es lässt Dich erst los, wenn Du es für Dich geändert hast – so, dass Du es annehmen kannst. Wenn Du es angenommen hast, bist Du mit Dir im Reinen, in Harmonie, dann kann es durch Dich und mit Dir fließen, das, was bereits sowieso schon geflossen ist nur, dass Du Dich dem nicht mehr in den Weg stellst. So entstehen keine Schatten mehr…

Alles ist im Licht und das Leiden hat ein Ende.