Weibliche und männliche Energie im Einklang

Das Auflösen von Gegensätzen als Weg zur Einheit

Das Leben – wie es erscheint – scheint voller Gegensätze zu sein. Warum ist das uns umgebende gespickt mit lauter Zeichen, die uns mitteilen wollen, dass es nur Gegensätze gibt?

Hier ein paar Beispiele, die mir auf einem Waldspaziergang begegnet sind.

Frischgrünes lebendiges Moos auf einem Ast an dem altes, braunes, vertrocknetes Laub hängt
Fruchtig frische rote Beeren vor einem Wald in dem bereits alles Laub seinen Weg Richtung Erde – in die es wieder eingeht – gefunden hat
Direkt am Weg am Strauch vertrocknete Beeren, deren Geschenk der Fülle nicht erkannt wurde…

Ich habe mit einem Eichhörnchen, dem ich auf dem Weg begegnet bin, darüber „gesprochen“…

Während ich so auf dem Weg stand, um mit ihm in Kontakt zu treten, fuhren bestimmt 5 Fahrradfahrer an mir vorüber, die das Tier nicht registrierten und 2 Jogger nahmen auch keinerlei Notiz von ihm. So wurde mir die erste Antwort gleich eröffnet:

Sie sehen nicht! Sie schauen in eine andere Richtung, ihre Aufmerksamkeit ist nicht bei den Dingen, die ihnen Antworten geben könnten, sondern bei den Dingen, die ihre Aufmerksamkeit ablenken! Ablenken vom Wesentlichen, Ablenken von den Dingen, die bereits perfekt sind. Stattdessen beschäftigen sie sich mit Pseudo-Perfektionismus in Form von Selbst-Optimierung anstelle von Selbst-(An-)Erkenntnis, sie beschäftigen sich mit KI anstelle, dass sie anfangen selbst zu denken, sie beschäftigen sich mit Lager-Logistik anstelle die Dinge dort zu verwerten, wo sie sowieso bereits in aller Fülle vorhanden sind.

Als ich darüber nachdenke überkommt mich tiefe Traurigkeit und mir kommen die Tränen… Traurigkeit über die Ignoranz der Menschen und zugleich Tränen der Freude über die Perfektion des Ganzen, Tiefe Dankbarkeit darüber, dass ich als Teil des Ganzen daran teilhaben und in meiner Einzigartigkeit darin wirken kann.

Ruhe und Ruhelosigkeit

Einerseits in mir ruhend und mir dessen bewusst, dass alles seine Zeit hat (Der Prediger Salomo (Kohelet) (Pred 3,14)) und andererseits eine gewisse Unruhe spürend, dass man doch den Menschen die Augen öffnen müsste…

Man kann niemanden die Augen öffnen, der nicht sehen will. Der Apfel fällt erst dann vom Baum, wenn er reif ist, nicht vorher… Aber ab und zu mal ein bisschen daran rütteln ist OK, das kann man machen ohne allzu sehr in den göttlichen Plan einzugreifen. Denn das gesagte oder geschriebene kommt nur in dem Maße beim Gegenüber an, indem es auch aufgenommen werden kann. Die Schwingungen, die gehört werden können, erreichen das Gegenüber, die anderen versanden…

Bewusstsein (-skraft) und „Geschehen lassen“

Ein Grundproblem der heutigen Gesellschaft liegt darin, dass es Verwechslungen gibt beim Einsatz der Kräfte. Im Moment wird die männliche Energie (zielgerichtet, strukturierend, konzentriert) dafür eingesetzt, um Dinge im Außen zu verändern (basierend auf dem Selbst-Bild, das sich im Laufe der Jahre aufgebaut hat).

Das ist Selbst-zerstörerisch!

Das Selbst-Bild stimmt in den allerseltensten Fällen mit dem wahren Wesenskern überein. So wird die Energie – die eigentlich dazu bestimmt ist das Leben im Sinne des Selbst zu leben – dazu verwendet das Selbst-Bild aufrecht zu erhalten. Doch das Leben lässt sich nicht vergackeiern und bietet Dir zahlreiche Möglichkeiten Dich an diese Teilung zu erinnern, wie z. B. die Bilder aus dem Wald. Ebenso bietet Dir das Leben auch viele Möglichkeiten Dein Leben zu überdenken, wie z. B. Krankheiten, Todesfälle, Trennungen, …

Also alles Dinge, die man gemeinhin als „unangenehm“ bezeichnet und einteilt. Aber vielleicht braucht es gar keine Ein-Teilung in gegensätzliche Kategorien. Denn alles ist dem EINEN dienlich, alles dient Dir dazu zu erkennen, dass wenn Du das lebst, was in Dir schwingt, was Dein Herz vor Freude hüpfen lässt, dass das in Harmonie ist mit dem Ganzen. Du dienst in Deiner Einzigartigkeit und Ehrlichkeit Dir selbst gegenüber dem großen Ganzen in Deiner individuellen Form. So wie es kein Blatt gibt, das dem anderen exakt gleicht, gibt es auch keinen Menschen, der dem anderen exakt gleicht.

Die männliche Kraft ist dazu da, um die Aufmerksamkeit – egal was Du tust – bei Dir zu halten, in Dir zu ruhen / in Gott zu ruhen. Die weibliche Energie des „sich Öffnens“, des „geschehen Lassens“, der (chaotischen) kreativen Kraft tut ihr übriges. Es gibt absolut keinen Grund dabei „reinzupfuschen“, mit dem Selbst-Bild des kleinen Ichs an dem Gesamt-Kunstwerk herumzudoktern. Das wäre wie wenn sich ein Farbtropfen auf der Leinwand eines Malers einbildet er müsste an einer anderen Stelle sein, damit das Bild „gut“ aussieht. Da fehlt der Überblick!

Das Leben leben

So lebe das Leben, wie es Dir präsentiert wird. Es hat seinen Grund, dass es so ist, wie es ist. Jetzt gerade. Jegliches Wehren und in den Widerstand gehen, gegen Deine wahren Gefühle im jetzigen Moment, führt nur zu Verdrängungen, die sich dann als Glaubenssätze oder Traumata manifestieren. Blockaden, die den Fluss der Lebensenergie behindern. Die Dir dann nach und nach einen Grauschleier aufs Gesicht zaubern und Deine Mundwinkel nach unten ziehen. Ich sehe diese Menschen tausendfach wie sie in den Fußgängerzonen umherlaufen, man kann ihnen den (spirituellen) Hunger ansehen. Es ist ihnen leider meist gar nicht bewusst, was sie suchen…

Gottseidank wird mittlerweile immer mehr Menschen bewusst, dass sich dieser Hunger eben nicht durch immer mehr und mehr stillen lässt. Das mehr und mehr hinterlässt ein immer schaleres Gefühl, das immer irgendwie auf irgendetwas sauer sein schlägt sich im Körper als Übersäuerung nieder. Die Last, die man glaubt alleine tragen zu müssen, wird immer schwerer, der Rücken krümmt sich. Das kreisen des Gedanken-Karussells wird immer schneller und wird als Schwindel oder Ohrensausen erfahrbar…

Selbst-Erkenntnis als Weg zur Einheit

Durch das Erkennen dessen, was im inneren Wesenskern schwingt, erfährt das Individuum die Quelle all dessen was ist:

LIEBE. Unendliche Liebe, Geborgenheit, Aufgehoben-Sein und grenzenloses Vertrauen.

Wenn diese einmal erkannt wurde, gibt es eigentlich keinen Grund mehr nicht zu vertrauen…

Doch dann kommen all die – ins Unterbewusstsein verdrängen – alten Muster, Programmierungen und Glaubenssätze wieder hoch und möchten beachtet werden, möchten gesehen werden (bisher wurden sie ja nur in den Keller gesperrt). Also weiter Blockaden auflösen… Immer wieder gucken, ob es etwas Körperliches oder Geistiges ist, was die Seele am Entfalten hindert. Hier ist wieder die männliche Energie gefragt… Unterscheidung üben und dann mit weiblicher Energie und Kreativität spielerisch erkunden, was auszuprobieren wäre, erfühlen was und wo es zwickt und männliches fokussieren auf den erforschten Punkt usw.

Aber man muss sich jetzt nicht hinsetzen und gewaltsam überlegen, wo ich jetzt noch irgendwelche Blockaden habe, die aufzulösen wären… Das kann man wiederum getrost der weiblichen Energie überlassen, die das dann hochbringt, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Das regelt das Körper-Geist Wesen ganz von alleine, ohne Dein aktives Zutun. Immer anders, immer neu, nie langweilig, immer eine Überraschung, aber genau das ist das – Leben.

Jeder Moment möchte in seiner authentischen ehrlichen Weise erfühlt werden. Wenn es gerade Freude ist, ist es Freude, wenn es Trauer ist, ist es Trauer, wenn es Wut ist, ist es Wut, wenn es Liebe ist, ist es Liebe… alles Formen ein und derselben Energie und der eine Pol kann nicht ohne den anderen sein. Ich kann nicht die Vergebung fühlen, wenn ich nicht vorher die Wut gefühlt habe…

Ich kann nichts überspringen und ich kann nicht nur eine Seite der Medaille mir ansehen, mir die Rosinen rauspicken, nur im Wohlfühl-Bereich ausharren, sonst bleibe ich stehen (was ich natürlich tun kann, nur wundern, dass dann nichts passiert sollte man sich dann nicht 😉). Das ist der Preis der Dualität, der gefühlten Trennung, ohne geht es nicht!

Alles und immer zu jedem Zeitpunkt hinterfragen – vor allem Dinge, die Dir gesagt wurden von Autoritäten! Die Bereitschaft jeden Moment alles bisher erlangte Wissen über Bord zu werfen und sich neu auszurichten. Prüfe ALLES gegen Deinen inneren Kompass!

Wenn Du wissenschaftsgläubig bist, pfeife auf den Prof. Dr. Dr. Soundso, wenn Du spirituell bist, pfeife auf den Swami in der x-ten Generation, wenn es nicht mit Deinem inneren Empfinden in Resonanz geht. Die Begegnungen, die Dich inspirieren, die Dich berühren sind echt. Alles andere ist blabla.

Es ist völlig egal wer oder was einen Stein aus Deinem aufgemauerten Selbst-Bild herausbricht. Heute ist es der Mufti-Guru der schon 1000 Videos veröffentlicht hat, morgen ist es der Obdachlose, mit dem Du über Gott und die Welt sprichst, übermorgen ist es eine Entdeckung auf einem Spaziergang im Wald. Es macht keinen Unterschied, welche Erscheinungsform den Impuls setzt. Es geht um die Bereitschaft ES zuzulassen.

Alles ist Bewegung, weil es das Leben ist. Wenn Du ein Seil versuchst festzuhalten das in Bewegung ist, wirst Du Dir blutige Finger holen. Wenn Du Dich nicht auch bewegst, zieht das Leben an Dir vorbei. Nur durch das Mit-Bewegen, Mit-Schwimmen im Lebens-Fluss werden die Unreinheiten im Denkapparat abgeschliffen und es bietet sich keine Gelegenheit mehr für den Geist seine immer gleichen Runden zu drehen, die einen früher oder später in den Wahnsinn oder die Bewegungslosigkeit treiben.

Wiederkehrende Muster – die drei Gunas

Obgleich jedes Individuum seine eigene Geschichte und seine eigenen Themen hat, ist dennoch in jeder Bewusstseins-Erweiterungs-Runde das gleiche Spiel der drei Gunas am Werke: Tamas (Trägheit), Rajas (Aktivität, Bewegung), Sattwa (Reinheit)

So gilt es die Trägheit zu überwinden, die Trägheit sich von Dingen der Welt ablenken zu lassen. Die immer neue Ausrichtung auf das Wesentliche, immerwährende und gleichbleibende führt zu Bewegung und Aktivität. So wird das Sehen klar, weil es nicht mehr getrübt ist.

Ein Beispiel:

Mir ist bewusst geworden, dass bewegungsloses Herumsitzen meinem Körper schadet (der menschliche Körper ist konzipiert, um jeden Tag 40 km zu laufen) -> Erkenntnis aus Selbst-Erforschung.

Es gibt unzählige Gründe warum es jetzt gerade nicht geht im Wald der neben dem Haus beginnt spazieren zu gehen (Ablenkung / Tamas), wie z.B. „ich muss mir erst noch Laufschuhe kaufen“, „ich muss erst noch meine Abrechnung machen“, „draußen ist es so unglaublich nasskalt“, …

Wenn ich jetzt in die Aktivierung (Rajas) komme, verschwindet Tamas und es können automatisch weitere Aktivierungen stattfinden, weil z.B. erfahren wird, dass durch den Waldspaziergang plötzlich neue Energie und Kreativität wie aus dem Nichts „entsteht“ (Bewegung). Durch die erkannte Erfahrung integriert man diese Aktivität in den Lebensalltag und sowohl Körper als auch Geist reinigen sich und Blockaden werden abgebaut (Sattva).

Dann kommt das Leben und „stört“ die Harmonie durch einen Schicksalsschlag in Form von einem gebrochenen Bein. So ist die lieb gewonnen Routine in nächster Zeit nicht möglich. Großer Frust macht sich breit (Widerstand) und es wird versucht die als positiv erfahrene Routine beizubehalten und geht mit zwei Krücken im feuchten Laubwald spazieren… Es kommt wie es kommen muss, wenn die Zeichen der angekündigten Ruhepause und des Loslassens der lieb gewonnenen Gewohnheiten ignoriert werden… Man stürzt und bricht sich auch noch das zweite Bein.

Anhand solcher Situationen kann man lernen, lernen die Zeichen zu lesen, fein hinzuhören und dem, was das Leben Dir zeigen möchte Raum zu geben. Das Leben ist nicht gegen Dich, es liefert Dir permanent Gelegenheiten zu wachsen, Dich zu Deiner wahren Größe zu erheben. Es will, dass Du sie erkennst, von Dir heraus. Es hat kein Interesse daran Dir dies wiederholt und mit immer größer werdender Vehemenz zu zeigen, … es hat aber auch kein Problem damit.

Ein perfekter Tanz zwischen männlicher und weiblicher Energie, im absoluten Einklang. Ein Mit-Einander, das sich aus der Ergänzung nährt und nicht aus der Teilung. Jegliche Art der Teilung führt zu Leid, ein Wechselspiel im Tanz der beiden Pole führt zur Einheit und… ohne Bewegung gibt es kein Leben.

Die männliche Energie schafft den Raum in dem sich die weibliche Energie frei und schöpferisch entfalten kann

Wenn die männliche Energie zum Gestalten genutzt wird (was sich in der aktuellen Gesellschaftsform zeigt), wird das Ergebnis sehr eindimensional. Die Gestaltungsräume werden eng und es scheint keine anderen Möglichkeiten zu geben, der Druck für Veränderung wird groß, das Potential steigt, eine explosive Mischung…

Hilflosigkeit und das Gefühl des „in die Ecke gedrängt seins“ aus Mangel an Möglichkeiten, weil keine der bisher gebotenen Abzweigungen wahrgenommen wurde.

Die Folge: Kapitulation und Shutdown des Systems… (Depression, Burn-Out, Selbst-Mord,… oder auf Gesellschaftsebene: Revolution, Krieg,…)

Was als Ausweg aus so einer eingefahrenen Situation jederzeit möglich ist, ist die Übergabe sämtlicher Verantwortung für das Handeln an Gott, jede Handlung Gott darzubringen, jedes erlebte Gefühl Gott darzubringen (Bhakti Yoga). Ich bin diesen Weg gegangen, ich konnte die Entscheidungen nicht mehr alleine treffen.

Arjuna hat ebendiese Möglichkeit am Ende der Bhagavad Gita gewählt.

Diese Möglichkeit steht jedem mit offenem Herzen offen, man muss diese scheinbare Last des Lebens nicht alleine tragen. Gottes Hilfe steht jedem offen, der sie einfordert. Das ist das einzige was zu tun ist.

 

 

Märchen: Der Butt

Das Märchen von den Gebrüdern Grimm an dieser Stelle kurz zusammengefasst:

  • Ein armer Fischer fängt beim Angeln einen Butt. Dieser spricht mit ihm und behauptet ein verwunschener Prinz zu sein und bittet darum frei gelassen zu werden, was der Fischer dann auch tut, weil er von einem sprechenden Fisch ganz fasziniert ist.
  • Als er nach Hause kommt zu seiner Frau, mit der er eine kleine Hütte bewohnt, fragt sie nach seinem Fang und er erzählt ihr die Geschichte.
  • Sie findet, dass er die Gelegenheit nutzen sollte, um sich etwas zu wünschen von dem verzauberten Prinzen, z.B. ein kleines Häuschen
  • Widerwillig – weil er eigentlich ganz zufrieden ist mit seinem Leben – beugt sich der Fischer der Entscheidung seiner Frau und kehrt zurück zum Strand und ruft den Butt zu sich: „Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See, meine Frau, die Ilsebill, will nicht so, wie ich gern will.“
  • Der Fisch kommt zurück an den Strand und fragt den Fischer: „Nun, was will sie denn?“
  • „Sie will ein Haus zum Wohnen“ worauf der Butt erwiderte: „Geh heim, sie hat es bereits.“
  • So ging das dann ein paar Mal, wobei die Wünsche immer größer und fantastischer wurden, der Fischer immer verzweifelter, weil seine Frau nach wie vor nach kurzer Zeit wieder unzufrieden war. Bis sie sich zuletzt wünschte Gott zu sein.
  • Nachdem der Fischer seine Zweifel über diesen Wunsch zum Ausdruck gebracht hatte, seine Frau aber weiterhin vehement auf ihrem Wunsch beharrte, fügte er sich und ging wieder zum Butt.
  • Das Meer welches bei jedem Wunsch immer dunkler geworden war, war jetzt bereits pechschwarz und wild.
  • Der Fischer rief wie bisher den Butt und formulierte den Wunsch seiner Frau, woraufhin der Fisch wie immer zu sagen pflegte: „Geh heim, sie ist es bereits.“
  • Zu Hause angekommen fand er seine Frau wieder in der Hütte vor, in der sie von Beginn an wohnten und es bis zum heutigen Tag tun.

Wer die ausführliche Version – die zugegebenermaßen spannender zu lesen ist – lesen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu: http://www.maerchenlexikon.de/Grimm/khm-texte/khm019.htm

Was möchte diese Geschichte lehren?

Die naiven Interpretationen der „Frau / Mann“-Beziehung lasse ich jetzt mal bewusst außen vor und biete stattdessen eine andere naive Variante an:

Zum einen beschreibt es schön, wie die Befriedigung von materiellen Wünschen keinen dauerhaften Frieden finden lässt. Die kurzen Momente des Glücks über das Neue, Bessere, Fantastischere überdauern kaum mehr als das Ausformulieren des Wunsches. Nachdem der verbleibende schale Geschmack durchdringt und die Freude langsam versiegt, braucht es die nächste Ablenkung, die dich diesen Geschmack wieder vergessen lässt. So reiht sich ein Ereignis an das nächste. Ein Fahrrad wird von einem Mofa abgelöst, ein Mofa durch ein Motorrad, das Motorrad durch ein kleines Auto, ein kleines Auto durch einen SUV und irgendwann gibt es dann nichts mehr was man sich wünschen kann, zumindest auf der materiellen Ebene. So kommen spirituelle Wünsche dazu, die sich dann weiter nach oben schrauben. Ein Bliss jagt den nächsten und man will wieder mehr… bis es auch hier nichts mehr gibt, was man sich wünschen kann und man letztendlich wieder auf sich zurückgeworfen wird – und das ist nicht als Strafe zu verstehen, sondern eher als Gelegenheit das ur-eigene Selbst in aller Tiefe zu erforschen.

Selbsterforschung

Die Erforschung des eigenen Selbst ist unabhängig von den äußern Gegebenheiten, wobei dir diese teilweise wertvollen Hinweise liefern können, wie Wegweiser. Als solche können sie auch verstanden werden, dafür sind sie da. Die äußeren Dinge sind nicht dafür da, um sich mit ihnen zu identifizieren, ein Selbst-Bild daraus zu konstruieren.

Alles im Außen dient dem Erkennen des Inneren und aus dem Inneren formt sich das Außen. So bewegt sich das Leben in einem steten Fluss. Ein immerwährender Tanz des Annäherns und Entfernens des eigentlichen Kerns, ein durchlässig Werden für den göttlichen Geist der alles durchdringt.

 

An dieser Stelle Danke an die Spenderin des Bildes <3

Gott ist ein witziges Kerlchen

Ich vermute Gott ist ein echt witziges Kerlchen. Ich möchte Euch kurz erläutern, wie ich zu dieser Vermutung komme.

Der Mensch hat – im Vergleich zu anderen Lebewesen – ein überdimensional großes Gehirn in dem das Denken stattfindet. Zwar ist der 10% Mythos (dass nur 10% des menschlichen Gehirns genutzt werden) wissenschaftlich wiederlegt, dennoch sind 80% – 90% der Gedanken, die man so während des Tages hat, wiederkehrende Gedanken. Ist das Effizient? Aber irgendwie komisch, oder?

Wenn man jetzt mal Gott als den Erschaffer sieht und ausgehend von dieser Annahme sich den geschaffenen Menschen ansieht, dem er/sie einerseits ein Monkey-Mind und andererseits die Möglichkeit gegeben hat sein wahres inneres Selbst zu erkennen sofern er dem Monkey-Mind kein Futter mehr gibt, kann ich mir gut vorstellen, wie er sich jedes Mal ins Fäustchen lacht, wenn wieder jemand auf seinen ebenso erschaffenen Wächter (den allzeit aktiven Affen) des Selbst hereinfällt und damit wieder „Zeit“ gewonnen wird, so dass er (der Affe) weiter existieren kann und es (das Selbst) nicht erkannt werden kann.

Dazu bedient sich der Monkey-Mind vieler verschiedener Tricks und Kniffe z.B. des Egos. Das Ego ist ein Gedankenkonstrukt, das Generation für Generation weitergegeben wird und das besagt, dass es ich UND Du gibt, sprich dass es eine Teilung gibt (Gegensatzpaar). Also kein großes Ganzes, sondern lauter kleine Teile und jedes Teil handelt völlig unabhängig und eigenständig (teilweise ohne Rücksicht auf andere).

Würde ein Bienenvolk so funktionieren? Würde die Befruchtung der Pflanzen ohne Bienen funktionieren? Würde es dann genug Nahrung für alle Menschen auf der Erde geben? Würde …

Jetzt mal ganz ehrlich unter uns Gebetsschwestern: Wenn man das so liest kommt einem doch schon so das dumpfe Gefühl, dass da „etwas nicht stimmt“ oder bin ich da alleine mit meiner Meinung?

Mein Vorschlag (und ich bin mir bewusst, dass dadurch das Ego stirbt) Ursache erkennen, den Affen verhungern lassen denn dann hat Gott nichts mehr zu lachen, denn dann ist alles eins ohne ein zweites.

Kein Gut kein Böse, kein Schlecht kein Gut, keine Bewertung, keine Einteilung alles ist bereits perfekt.

„Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von Deinen Plänen.“ War der Lieblingssatz meines Cousins und Geschäftspartners, der mit 40 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist. Er hatte ein sehr großes offenes Herz und ein sehr großes Ego. Er hat viel gekämpft für seine Überzeugungen, egal in welchem Umfeld …

Pläne resultieren aus Bewertungen, die wiederum Mögen und Nicht-Mögen hervorbringen. Der Plan soll Dinge, die ICH mag in mein Leben bringen und die Dinge, die ICH nicht mag möglichst aus meinem Leben fernhalten. Um diese Pläne umzusetzen setzt man viel Energie ein und ist weiterhin abgelenkt vom eigentlichen SELBST. Das Monkey-Mind hat volle Arbeit geleistet und man kann es schon kichern hören …

Annehmen dessen was ist. Das bedeutet nicht die Gefühle, die sich in der einen oder anderen Situation einstellen wegzudrücken. Wenn Trauer an der Reihe ist, ist eben Trauer an der Reihe. Wenn Freude an der Reihe ist, ist eben Freude an der Reihe. Es ist „gut“ so, genauso wie es IST ist ES. Fertig! Keine Ablenkung vom dem was ist.

Ich hatte auch bis vor kurzem auch viele Überzeugungen / Identifikationen in meinem Kopf. Seit sie verschwunden sind, hat sich der Schleier gelüftet. Die pure Präsenz des Moments ist das einzige was wahr ist.

So sind ein paar Gedankenströme frei geworden durch die es fließt und die sich jetzt hier manifestiert haben 🙂