Heute „wollte“ ich eigentlich wieder etwas anderes schreiben, aber wie das Leben so spielt, konnte ich erneut feststellen, dass Pläne nicht das sind, was das Leben sehr schätzt: „Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von Deinen Plänen.“ So nutze ich den Impuls meines geschätzten Ex-Kollegen und Freundes Matthias, der die Frage gestellt hat, was Karma ist, um dies mit dem Thema der kollektiven Programmierungen zu verbinden.
Was ist Karma?
Karma (n., Sanskrit: Stamm: कर्मन् karman, Nominativ: कर्म karma, Pali: kamma „Wirken, Tat“) bezeichnet ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung – physisch wie geistig – unweigerlich eine Folge hat. Diese Folge muss nicht unbedingt im gegenwärtigen Leben wirksam werden, sondern sie kann sich möglicherweise erst in einem zukünftigen Leben manifestieren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Karma
Beim ersten Satz bin ich absolut im Einklang mit der Erklärung: „jede Handlung hat eine Folge“, oder wer eher in der Wissenschaft seine Heimat findet: „actio und reactio“
… Kräfte können also nur von Körpern ausgehen und nur auf Körper wirken. Deshalb kann ein Vakuum oder ein Sog allein keine Kraft ausüben…
https://de.wikipedia.org/wiki/Actio_und_Reactio
Kurz gefasst: Kräfte des Karmas oder der Aktion und Reaktion wirken nur in der manifesten Welt, sprich im jetzigen Moment, im jetzigen Leben, das was aktuell in diesem Moment, im JETZT erfahrbar ist.
Karma als „gute Taten Speicher für das nächste Leben“
Die oberflächliche Betrachtung des Karmas als „gute Taten Speicher für das nächste Leben“ – das ich auch während meiner Yoga-Lehrer-Ausbildung „gelernt“ habe – ist der lächerliche Versuch, die innere Freiheit – die in jedem Moment möglich ist – auf ein späteres (?) Leben zu verschieben. Das ist das gleiche Schema, wie das Konzept „Paradies“ aus dem Christentum. Ein Verschieben der Selbst-Verantwortung in jedem Moment, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen, auf einen späteren Zeitpunkt. „Späterer Zeitpunkt“ ist ein ebenso dünnes Brett der linearen Betrachtungsweise des Konzeptes der Zeit, also eine Aneinanderreihung von Konzepten und Glaubenssätzen, die mich davon abhalten, der Glaubwürdigkeit meiner momentanen Gefühlswelt zu misstrauen. Also eine Bankrott-Erklärung ans eigene selbst bestimmte Leben. Kann man glauben, wenn man will – Wo ein Wille ist, ist auch ein Umweg.
Ich glaube das nicht. Ich weiß, dass es nicht so ist!
Erinnerungen an frühere Leben
So, jetzt höre ich bereits die „Ja, aber ich kann mich an mein früheres Leben erinnern“-Fraktion rufen. Das bezweifle ich nicht. Denn alles Erfahrene aus allen Leben und aus allen Individuen „landet“ im allgegenwärtigen Bewusstsein, über das wir alle miteinander verbunden sind. Damit kann sich jeder jederzeit, in jedem Moment verbinden…
Es scheint so zu sein, dass ab dem „Zeitpunkt“ des physischen Todes dies wieder allen zur Verfügung steht. Bis dahin erscheint es so, dass es abhängig von der Offenheit und dem Vertrauen meines Gegenübers abhängig ist, ob ich diese Informationen bewusst lesen kann oder nicht. Unbewusst nehme ich sie so oder so wahr, als Ahnungen. So ist es klar, dass ich mich mit einem (!) früheren Leben verbinden kann. Natürlich ist es ein „selbst“ erlebtes, weil es bereits ins all-gemeine Bewusstsein übergegangen ist. Es ist bereits transformiert. Es ist völlig unerheblich, ob Karma als Konzept „wahr“ ist oder nicht, weil es sich nicht „langfristig“ auf meinen „Handlungsspielraum“ auswirkt. Meine Handlungen haben immer nur eine direkte unmittelbare Auswirkung. Eine unmittelbare Auswirkung dahingehend, ob ich mich für oder gegen meine jetzige Gefühlswelt entscheide oder eben dagegen. Wenn ich mich gegen mich entscheide bekomme ich das irgendwann zu spüren, da ist das Leben erbarmungslos! Die einen erfahren das „früher“, die anderen „später“, aber es erfahren ALLE! Denn das ist das „Ziel“ (der Sinn) des Lebens. Sich in seiner Fülle zu erfahren, eben nicht nur eine beschränkte Version seiner selbst.
Karma als Pool der kollektiven Programmierungen
Was ist eine kollektive Programmierung? Eine kollektive Programmierung sind Werte, Normen, Glaubenssätze, die von Generation zu Generation als Tradition weitergegeben werden. Oft werden sie dann in Gesetze, Regeln, Konzepte, Methoden, Werte, … gegossen und als allgemeingültig erklärt und übernommen.
Ich möchte dies an zwei sehr schönen Beispielen darlegen, die das ganze Spektrum der kollektiven Programmierungen beschreiben,.
Artikel 1 Grundgesetz:
1 Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist
Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
2 Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen
Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und
der Gerechtigkeit in der Welt.
So weit so gut, eine gesunde Basis, auf der man sich entfalten und entwickeln kann. Weil sich auch die Definitionen von Würde bzw. Menschenwürde anhand der in sich gefühlten Stimmigkeit und Menschenrechte auf die Gleichheit berufen.
Doch dann wird es seltsam, dann wird nämlich definiert, dass das mit der Würde doch eingeschränkt werden kann … und zwar durch Gesetze, die dann alle der Reihe nach aufgelistet werden und nach und nach durch weitere Gesetze ergänzt und die Menschenwürde immer weiter beschnitten und eingegrenzt wird.
So müsste eigentlich – wenn es wirklich ehrlich gemeint ist – im Artikel 1.1 stehen:
„Die Würde des Menschen und dessen Rechte wird mittels
dieses Dokuments – welches wir uns herausnehmen jederzeit zu verändern und zu
erweitern – festgelegt.“ Und Artikel 2 dann als Fortsetzung
„Sie können dieser Verordnung nicht widersprechen, es sei denn sie verlassen
diesen Planeten“
(Kennt Ihr Douglas Adams – per Anhalter durch die Galaxis? – nur so als
Lese-Tipp 😉)
Nachfolgend ein paar Erklärungen zum Thema Würde, die getätigt wurden noch bevor das Grundgesetz geschrieben wurde. So war zu dem Zeitpunkt, als es geschrieben und festgelegt wurde, bereits – per Definition – klar, dass Würde etwas ist, was nicht von außen bewertet oder festgelegt werden kann, sondern ein Wert, der aus dem Inneren gespeist wird. Die innere Kompass-Nadel im Herzen, die mir zeigt, was im Moment „richtig oder falsch“ ist, sprich das, was mein Handeln bestimmt.
Im modernen Gebrauch wird die auf intrinsischen Eigenschaften beruhende Würde als „innere Ehre“ von der (äußeren) Ehre unterschieden.
Aufklärung: Gestaltungsauftrag, der durch das Individuum und die Gesellschaft zu verwirklichen ist.
Kant: Ein „Zweck an sich“ hat keinen relativen Wert wie der Preis, kann also nicht durch andere Zwecke aufgewogen werden. Er hat stattdessen einen inneren Wert, die Würde…
Brecht: Die Ehre ist etwas Äußeres, die Würde etwas Inneres.
https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCrde
Wir haben uns allerdings entschlossen, nicht mehr auf diese
innere Kompassnadel zu lauschen und ihr als Führer zu folgen, sondern wir (als
Kollektiv) haben beschlossen, lieber immer jemanden (oder etwas) im Außen zu
folgen. Z.B. einem Führer, einem Arzt, einem Chef, einem Gesetz, einer Moral, …
…und zwar völlig egal, was das innere (die Würde) dazu sagt. Wir haben uns
selbst für ein menschenunwürdiges Leben entschieden, weil wir nicht bereit sind,
mit den Konsequenzen unseres Handelns bzw. unseres Nicht-Handelns zu leben. Wir haben uns kollektiv dazu entschieden,
Dinge zu tun, die uns spürbar nicht guttun und nur deshalb, weil wir die
Konsequenzen – die in den meisten Fällen so wie erdacht eben nicht eintreten
werden – denn genau das ist meine Erfahrung, nachdem ich beschlossen habe, keine Dinge mehr zu tun, von denen ich
weiß, dass sie mir nicht guttun. Und ich weiß es deshalb, weil ich es
gefühlt habe! Am eigenen Leib.
Ich muss mich nicht wie ein lebenslanges Kind behandeln lassen,
ich muss nicht meine Kinder zu Hausaufgaben zwingen, von denen ich weiß, dass sie sinnlos sind,
ich muss nicht meine Mitarbeiter zwingen, Dinge zu programmieren, die nicht einmal die Lebenserwartung eines Maulwurfes haben (unabhängig von der verbundenen Weitsicht 😉),
ich muss diese Dinge einfach nicht tun, ich kann es sein lassen!
Probiert es aus! Lasst all die Dinge sein, bei denen ihr ein
ungutes Gefühl im Bauch habt oder bei denen sich euer Herz eng anfühlt. Einfach
sein lassen, bleiben lassen. Schaut was passiert…
…was würde beispielsweise passieren, wenn alle Menschen, die davon überzeugt
sind, dass die Arbeit, die sie tun, sinnlos ist, ab morgen ihre Arbeit
einstellen? Oder einfach jeden Freitag, der Name des Tages sagt doch schon
alles…
Ich vermute jeder kennt das Milgram-Experiment (https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment), in dem Menschen dazu fähig sind, andere Menschen (scheinbar) zu töten, solange sie die Anweisung von einer Autoritäts-Person bekommen.
Ein weiteres Beispiel, wie der menschliche Geist funktioniert, ist sehr schön im Film „Hanna Arendt“ gezeigt (https://www.youtube.com/watch?v=CyT163moQQc ). Dort wird ein SS-Offizier (Eichmann), der die Transporte in die KZs organisiert und koordiniert hat, vor ein jüdisches Gericht gestellt und dafür verurteilt, dass er sich in seinem Land an die damals dort geltenden Rechte und Vorschriften gehalten hat. Er wird also von einem Gericht verurteilt, das sich um die Einhaltung der Gesetze kümmert, dafür sich an die Gesetze GEHALTEN zu haben. Da stellt sich die Frage, was ist ein Regelwerk wert, wenn im Fall der Fälle dann doch „nur“ die Würde bleibt? Das jüdische Gericht hat bestätigt, was jeder klar denkende Mensch auch so entscheiden würde, ohne je eine Zeile Gesetzestext gelesen zu haben.
Die Essenz: Sobald da jemand oder etwas ist, worauf ich mich berufen, sprich die Verantwortung abgeben kann, bin ich scheinbar frei von Schuld und glücklich. Gott sei Dank – ich bin nicht mehr verantwortlich. Aber vor meiner Kompass-Nadel (oder Gottes Wille?) kann ich nicht fliehen, weil sie mit mir verbunden ist.
Wie fühlen sich solche Dinge an:
- Mich einen Dreck drum zu scheren, wo die hippen Goji-Beeren herkommen und wie sie verpackt sind, solange ich ein – mich entlastendes – BIO-Siegel darauf sehe und im Wald nebenan die Beeren an den Sträuchern vertrocknen, weil sie niemand pflückt…
- Den Druck, den ich durch meinen Chef spüre, an meine Mitarbeiter weiter gebe, damit irgendetwas recht-zeitig fertig wird – wobei die rechte Zeit durch den Chef-Chef vorgegeben wird und dieser gerne noch ein kleines Zuckerle in Form eines Schulterklopfens von seinem Chef-Chef-Chef hätte, weil er dann irgendwie relaxter in den Karibik-Urlaub fliegen kann…
- Einem Tier in die angsterfüllten Augen sehen, das sich bewusst ist, dass es gleich getötet wird, um gegessen zu werden…
Auch bei mir hat sich immer der Bauch zusammengezogen oder im Herzen wurde es eng, wenn wieder „so eine Entscheidung“ anstand. Ich konnte sie aber nicht deuten, weil ich frühzeitig darauf konditioniert wurde, dass es das allerwichtigste ist, gesellschaftskonform zu agieren.
Die Verschleierung ist umso größer, je weiter die Dinge von mir weg sind, je weiter die Verantwortung abgeschoben werden kann, je indirekter ich damit konfrontiert bin. Das alles funktioniert nur so in dieser Form, solange jedes einzelne Individuum bei diesem Spiel in dieser Form mitmacht.
Wenn alle mitmachen, gibt es scheinbar kein Problem – nur die indirekt sichtbaren, die aus unterdrückten Gefühlen resultieren: Burn-Out, Depression (3/4 der Fälle Frauen), Süchte (Anerkennung, Alkohol, Drogen, Sex, …), Selbst-Mord (3/4 der Fälle Männer). Alles Versuche, den Gefühlen durch Flucht zu entkommen und der Wunsch, die gefühlte Trennung – von der Einheit – aufzuheben.
Wenn einzelne nicht mehr mitspielen, bringen sie ihre direkte Umwelt ins Wanken, oder werden zu Außenseitern erklärt (krank geschrieben) oder sie betätigen sich als Hofnarr oder Clown (Comedians).
Wenn viele das Spiel in der Form so nicht mehr spielen wollen, verändert sich die Welt, weil neue kreative Wege beschritten werden – Wege die sich aus dem Inneren heraus von selbst zeigen und zwar ohne dass ich vorher etwas im Außen dafür tun muss, also ohne verdienen müssen.
„Vergiss den inneren Kompass, höre auf das, was ich Dir sage!“ von Eltern, Lehrern, Mitschülern, Chefs, Kollegen, Yoga-Meistern, Satsang-Lehrern, Coaches, Ausbildern, Weg-Gefährten…
Keiner der Menschen, die mir im Außen begegnet sind, konnten mir sagen, was ich fühle…
Seltsam, oder? Oder am Ende absehbar, wenn man die Welt mit offenen Augen betrachtet?
Nichtsdestotrotz ist jede Begegnung richtig und wichtig und lässt mich selbst erkennen.
Wenn alles zusammenfällt, sich umkehrt, weil die Verzweiflung so groß ist, dass erkannt wird, dass da niemand ist, ist es geschafft! Die umgekehrte Sicht auf die Welt, die Sicht, des sich ergießenden Geschehens aus der inneren Klarheit heraus verändert das Er-Leben!
Dann bleibt wieder nur, so wie als Kind, die innere Kompass-Nadel als Ausrichtung für das Handeln. Dann wird aus dem gesellschaftskonformen Handeln ein konformes Handeln. Ein Handeln, das im Gleichklang, in Harmonie mit der Weltenseele schwingt. Ein anstrengungsloses Mitfließen im Strom des Lebens, dass sich niemals gegen das Leben stellen wird, weil es die Grundlage dafür ist.
In Liebe
Thomas