One heart – one love

Wahrnehmen und in aller Tiefe wirken lassen

Dein Ego ist Dein echtes Sein. 
Du bist 100% Du, es kann gar nicht anderes sein.
Zu keinem anderen Zeitpunkt, an keinem anderen Ort.

Nur hier, nur jetzt.

Lass Dich einfach so sein, wie Du bist, Du wirst Dich selbst niemals los werden, so nimm Dich an!
Du hast keine Wahl als Dich ganz und gar anzunehmen wie Du bist.

Ich liebe Dich so, wie Du bist, tue Du es auch.
Teil Dich absolut selbst-ehrlich mit all Deinen Gefühlen mit – völlig unabhängig von allen Tabus – die Du in Deinem bisherigen Leben gelernt hast.

Dann lieben wir uns natürlicherweise alle miteinander freiwillig – Eine Welt ohne Gewalt, ohne Zwang, ohne Widerstand gegen das Leben, wie es sich durch Dich erfahren möchte 

Du bist ein Mensch wie ich einer bin – lass uns endlich Menschlichkeit auf allen Ebenen erleben!
Die Zeit und der Ort dafür ist da – jetzt und hier!

In Liebe
Thomas

P.S.:
Dies ist mein letzter Post auf diesem Blog – ich wende mich neuen Aufgaben zu… der direkten Begegnung

Nährende Begegnungen – konstruktiver Austausch

Begegnung

Ich bin in letzter Zeit hin und her gerissen durch das Thema: Wieviel Wahrheit verträgt mein Gegenüber? Wieviel dessen, was ich erkennen kann, kann ich ihm/ihr zumuten?

Lange Zeit war ich – durch mein Umfeld entsprechend auf ein funktionierendes Miteinander ausgebremst – äußerst zurückhaltend mit meinen Wahrheiten. Ich hatte gelernt mich anzupassen, um in einem – wie mir schien – gegebenen Umfeld ordentlich zu funktionieren. Ich behielt die Dinge, die mir offensichtlich erscheinen für mich, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Ich hatte auch eine Zeit lang angenommen, dass sie gesehen werden, eben weil sie augenscheinlich sind…

Ich hatte irgendwann – noch in meinem „alten“ Leben als IT-Consultant – eine Strategie entwickelt, die es mir ermöglichte den „Wissensstand“ des Gegenübers einzuschätzen und anhand dessen ihn an den Stellen abzuholen, die einerseits ein absehbares und überschaubares Bild für die nahe Zukunft zu zeichnen und andererseits nicht zu sehr das große Ganze aus den Augen zu verlieren, weil absehbar war, welche Stolpersteine sich in den Weg legten, wenn wir „erst mal so“ starteten…

Ich hatte in mehr als 90% der Fälle recht, was mich anfangs noch geärgert hat, denn es schwang immer der „Siehste, ich habs ja gleich gesagt“-Trotzkopf des Besserwissers in mir mit. Es kam dann der Forscher in mir auf, der wissen wollte, ob es nicht auch anders geht. So habe ich meine Strategie erweitert: Ich habe den Spielplatz in einfach immer in den – für den Kunden überschaubaren Rahmen – belassen und habe während der Definition dieses Raumes bereits „Ideen“ und „Optionen“ des großen Ganzen mit eingeflochten. Meist sehr subtil und unscheinbar, doch es verfehlte nie seine Wirkung. Denn nach einiger Zeit kam der Kunde mit jetzt „seinen“ Ideen zu mir, die ich dann lobte und wir uns an die Umsetzung machen konnten. So war der Gesamt-Zufriedenheits-Index auf allen Seiten viel höher 😊Ich hatte jedes Mal eine sportliche Herausforderung und der Kunde war nicht überfordert und konnte sich einbringen, was ihn zufriedener machte.

Manchmal ist dieses Vorgehen allerdings auch nervig und wisst ihr, wann das der Fall ist?

Immer dann, wenn der Graben zu groß ist…
Wenn es nicht mehr reicht, dass ich ein zwei Steine ins Wasser und auf sie deute. Sondern, wenn ich erst eine Brücke bauen müsste, um dem Sicherheitsbedürfnis des Gegenübers gerecht zu werden.

Darauf habe ich jetzt einfach keinen Bock mehr.  Ich weiß jetzt für mich, dass ich ein Impuls-Geber bin und ich nicht dafür zuständig Brücken zu bauen für Menschen, die ein übersteigertes Sicherheitsbedürfnis haben. Das können Menschen gerne machen, aber ohne mich. Ich weiß, dass ich mich dabei aufreibe, das habe ich lange genug gemacht, es macht mich kaputt und ich lasse mich nicht mehr kaputt machen. Ich gehe meinen Weg in meinem Tempo und nehme gerne Begleiter auf dem Weg mit, aber ich werde niemanden mehr ziehen oder schieben. Ich gebe Impulse an den Stellen, an denen es sich ergibt und ich fühle mich andererseits nicht verpflichtet es zu tun. Genauso wenig wie ich möchte, dass sich irgendjemand verpflichtet fühlt diese Impulse anzunehmen. Entweder fallen sie auf fruchtbaren Boden, dann freut es mich und wenn der Boden bereits so vertrocknet ist, dass das Samenkorn auf der Oberfläche vertrocknet oder von jemand anderem gegessen wird ist das genauso OK.

Ich muss niemanden mehr gefallen, das ist der Vorteil am gefallen sein. Ich bin an vielen Stellen politisch nicht korrekt, weil ich weiß, dass dies ein Mit-Grund dafür ist, dass die Welt im Moment so ist, wie sie ist. Ich bin sowohl ein „renitentes Subjekt“ (diese Bezeichnung habe ich von meinem ehemaligen Schul-Direktor bekommen, nachdem ich mich geweigert hatte meine Mütze in der Aula abzunehmen) als auch resilientes Objekt. Ich bin das „sowohl als auch“ allen Seins.

Ich helfe und gebe gerne aus vollem Herzen, wenn ich von mir aus freiwillig will und ich habe keine Lust mich aussaugen zu lassen. So nehme ich mir die Freiheit da zu unterstützen, wo ich das Gefühl habe, dass meine Unterstützung auch als solche gesehen wird und eben nicht da, wo ich dafür kämpfen muss, dass sie als solche anerkannt wird. Wenn es zum Kampf wird, ermüdet es und Ermüdung laugt aus.

Was nicht heißen muss, dass jeder Impuls nur angenehm ist. Manchmal schmerzt ein liebevolles Anstubsen sehr, weil plötzlich bewusst wird, was da im Unbewussten schlummert – das kann sehr schmerzhaft sein, es kann einen kleinen inneren Tod sterben lassen. Jedes Aufstehen nach einem kleinen Tod ist ein Aufstehen Richtung Freiheit, eine Bewegung in eine neue Richtung, eine Erkenntnis, die Raum bereitet für Neues.

Erwachen, Erleuchtung, … alles wunderbar, unbeschreiblich schön und erweiternd zweifelsohne, aber ohne die Versöhnung mit dem inneren Kind auf allen Ebenen und den daraus resultierenden Schritten in Form von Handlungen, gibt es mir nur eine weitere, neue Möglichkeit vor mir selbst zu fliehen und mich dem Versenken in das absolute Bewusstsein hinzugeben. Der Zustand meiner erlebten Welt ändert sich nicht, wenn ich nicht den empfangenen Zeichen folge leiste und mich vertrauensvoll dem hingebe, was zu tun ist.

Ins Tun kommen – Unbewusstes erlösen

Ich habe aufgehört das, was das Leben für mich vorgesehen hat, in Frage zu stellen. Ich habe es einfach angenommen. Ich wehre mich nicht mehr dagegen. Ich gehe nicht mehr in den Widerstand zu dem, was gerade dran ist zu erfahren. Es hört sich einfach an und das ist es im Grunde auch. Das was es schwierig erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass wir alle unbewusste Anteile mit uns herum tragen und die sind verantwortlich dafür, dass wir nicht so handeln, wie es erforderlich ist, um ein befreites und in sich ruhendes Leben zu führen.

Und darum geht es: den unbewussten Anteilen auf die Schliche zu kommen. Sie zu erkennen, vor Zeugen sich dazu zu bekennen und sich ein entsprechendes Handeln zu erlauben – und das unabhängig davon, was irgendwer irgendwie denkt, sprich ohne Verurteilung sich selbst und auch allen anderen gegenüber. Gleiches Recht für alle. Und die unbewussten Anteile gehen tief, sie gehen bis an die Existenz-Grenze – über Macht, Sex, Gewalt bis hin zum Tod. Ich habe sie alle in Selbst-Trance erlebt und gesehen. Ich habe mich mit ihnen beschäftigt. Ich habe sie nicht verurteilt, selbst wenn sie noch so abstrus und abnormal waren. Ich habe erkannt, dass jeder dieser Anteile auch in mir schlummert. Und ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass dies bei allen Menschen der Fall ist. Nur die meisten Menschen tun so, als wären sie anders, als wären sie heiliger und besser oder auch umgekehrt versauter und schlechter als die anderen.

Warum ist das so, warum wähle ich ein Bild von mir, dem ich entsprechen möchte?

Weil es mir so eingeimpft wurde. Es wurde mir vermittelt, dass es ein Ideal-Bild gibt, dem man entsprechen müsste. Dieses Ideal-Bild ist geprägt von meinem Umfeld. Mein Umfeld erzieht mich dazu, dass ich in den vorgegebenen Rahmen passe. Es beschneidet mich und stutzt mich solange zurecht, bis ich dem Ideal-Bild mit den Abmessungen des normierten Rahmens entspreche.

Jetzt stellt Euch mal vor, dass das Ideal gar nicht der Rahmen ist, sondern, dass ihr grenzenlos sein könnt, wenn ihr einfach so seid, wie ihr seid? Ihr tragt das Ideal bereits in Euch und traut Euch nicht es zu leben – aus Angst nicht mehr dazu zu gehören…

So entstehen viele kleine oder auch große Splittergruppen, die sich einem Thema zuwenden, um Menschen anzuziehen, bei denen das Thema im Moment auch akut ist: die NoFaps, die Hochsensiblen, die Depressiven, die Burn-Outs, die Bore-Outs, die Netzwerker, die Brückenbauer, die Homos, die Heteros, die Spirituellen, die BDSM-ler,…

Natürlich ist es wohltuend, wenn ich mich unter meinesgleichen bewege und über die gleichen Themen mich austausche, wenn ich meine Gruppe, meinen Bereich gefunden habe, in dem ich mich wohl fühle. Aber vielleicht ist Leben einfach darauf ausgerichtet, dass alles einmal erfahren will…

Ich habe mich mal durch die „Liste der psychischen und Verhaltensstörungen nach ICD-10“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_psychischen_und_Verhaltensst%C3%B6rungen_nach_ICD-10 ) durchgekämpft, um zu überprüfen, ob ich dem Krankheitsbild einer der aufgeführten Krankheiten entspreche. Und wisst ihr was? Ich habe bei fast jeder Krankheit entsprechende Symptome gefunden, die ich zu irgendeiner Zeit meines Lebens mal hatte. Ich habe dann das gleiche mit noch ein paar anderen körperlichen Krankheiten gemacht und bin wieder auf das gleiche Ergebnis gekommen…

Was sagt mir das jetzt?

Es sagt mir, dass es ganz normal ist zu irgendeiner Zeit irgendeine der vielfältigen Erfahrungen zu machen ohne dass ich deshalb gleich einen dauerhaften Stempel dafür brauche. Ohne dass „ab jetzt“ für immer der Stempel des hochsensiblen, homo- oder hetrero- oder bi-sexuellen Spanners, der sich auch mal einen runterholt und mit Krankheiten auf körperlichen und seelischen Druck reagiert. Und wisst ihr warum? Weil das ganz normal ist. Und wenn es normal ist, ist es nicht mehr schlimm, nicht mehr verurteilenswert. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, weil es zum ganz normalen Erfahrungsschatz des Mensch-Seins dazu gehört. Zum Problem wird es nur, wenn ich irgendeinen Teil von mir abspalte, weil ich gelernt habe, dass das ein Teil ist, der nicht gut ist.

(Selbst-)Verurteilung ist (Selbst-)Abspaltung

Zum Erkennen der eigenen Selbst-Verurteilung bzw. Selbst-Abspaltung braucht es ein Gegenüber. Ein Gegenüber, der den abgespaltenen Anteil bereits erkannt und integriert hat. Dabei kann ich begleiten und unterstützen, beim Aufzeigen dieser Anteile und das tue ich sehr gerne, eben auch weil ich weiß, dass es keinen Schritt weiter Richtung „heile Welt“ geht, wenn sich nicht ein Teil der Menschheit sich voll und ganz erkennt und annimmt – eben mit allen Facetten. Denn nur dieses erkennen, annehmen und integrieren erlaubt eine manipulationslose Gesellschaft, die sich auf ihre wahren Bedürfnisse ausrichtet: Die, der nährenden Begegnungen, des vorurteilsfreien Austausches und der gegenseitigen Bereicherung.

Denn das ist das, was in jedem Menschen bereits angelegt ist, was in jedem Individuum ganz organisch schwingt: Seinen persönlichen Anteil am Ganzen beizutragen.

Es ist ein Grundbedürfnis eines jeden mit seiner Einzigartigkeit, sich freiwillig einzubringen und teilzuhaben und nicht unter Zwang und Druck den – wie auch immer lautenden – Vorgaben zu entsprechen. Das tötet jegliche Lust am Leben und unterbindet und unterdrückt die benötigte Kreativität für eine Neu-Gestaltung und -Orientierung einer neuen Welten-Ordnung. Eine natürliche Ordnung, die das Leben schützt, behütet und gewähren lässt. Ein freies Leben in Harmonie mit den Prinzipien des Lebens und nicht ein Über-Leben nach – von Menschen erdachten Regeln, die das Leben geißeln und es kontrollieren wollen.

So freue ich mich auf konstruktiven Austausch und nährende Begegnungen im Einklang mit dem Leben.

In Liebe

Thomas

Die kleine Störenfrieda bei Soham (Samarpan)

Ein Herz für Störenfriede

Heute berichte ich von einem wunderbar erkenntnisreichen Satsang bei Soham in Nürnberg, der gestern Abend stattfand. Ich wusste bis kurz vorher nicht, ob ich hingehen möchte oder nicht, weil ich etwas „Satsang müde“ geworden bin, genau so wie ich es müde geworden bin spirituelle Bücher zu lesen oder mir entsprechende Videos anzusehen…

Nach einer kurzen Körperbefragung, ob ich mich jetzt tatsächlich in Bewegung setzen sollte, war die Antwort: „Ja, geh nach draußen, geh raus und geh dorthin.“ So folgte ich diesem Impuls, packte meinen Rucksack mit Tee und Wasser für den Mini-Ausflug in die Nachbarstadt Nürnberg, meine ehemalige Heimat. Selbst die widrigen Umstände in Form von regnerisch nasskaltem Wetter nahe der Null-Grad-Grenze und die Aussicht mich in öffentliche Verkehrsmittel zu quetschen, hielten mich nicht ab. Ich war an Fahrzeit-Pläne gebunden, suchte im Außen nach den Antworten, obwohl ich wusste, dass sie im Inneren auf ihre Entdeckung warteten. So setzte mich mit einer Fahrplan- und Ticket-App auseinander, die erstaunlich reibungslos funktionierte. Ich war dankbar, dass ich nicht mit dem Fahrkarten-Automaten in Kontakt treten musste, den ich schon das eine oder andere Mal wüst beschimpft hatte. Ich bin der Meinung, dass die Bediener-Führung an den Automaten so unterirdisch und verwirrend ist, dass ich mich jedes Mal wieder frage, ob die Menschen, die den Auftrag für die Programmierung vergeben haben, jemals den Automaten selbst ausprobiert haben…
Naja, vermutlich bin ich einfach nur zu dumm, mich dem vorgegebenen Weg anzupassen, das will ich nicht ausschließen 😉 So an dieser Stelle ein Dankeschön an die Beteiligten der App, die wirklich so funktioniert, dass auch ich damit zurechtkomme.

Auf dem Weg dorthin, setzte sich in der U-Bahn ein vermutlich portugiesisches Pärchen mit einer Freundin mit zu mir. Die junge Frau setzte sich mit ihrem „unverschämt“ kurzen Rock mir gegenüber. Der Rock war so kurz, dass er unter ihrem kurzen Mantel gar nicht zu sehen war, und ich war hin und her gerissen, ob ich – weil auch ein Voyeur in mir schlummert – versuchen sollte, einen Blick zu erhaschen, oder ob es unverschämt ist so offensichtlich auf ihre Beine zu starren…
Ich habe mich – als älterer Mann – für die politisch korrekte Variante entschieden. Ich ignorierte die verlockende Tatsache, obwohl mein Körpergefühl etwas anderes wollte 😉

Dort angekommen bezahlte ich meine „Zwangs-“Spende (Schild auf der Spenden-Schale: „Spende 20 Euro“) und suchte mir einen Platz. Ich richtete mich ein und war sehr dankbar für den Tee, den ich dabeihatte und harrte der Dinge, die da kommen. Während des Wartens verschaffte sich ein kleines Mädchen, ca. 4-5 Jahre alt, nennen wir sie Frieda, das mit ihrer Mutter gekommen war, immer wieder durch nachfolgende Sätze Gehör:

„Wann kommt denn jetzt endlich der Samarpan!“
„Warum wollen die immer meditieren?“
„Ha, dann können die gar nicht meditieren, wenn ich so laut bin…“
„Wo ist die Spielecke?“
(Ich war kurz abgelenkt durch ein Elstern-Pärchen, das sich neckenderweise gegenseitig durch den großen Busch neben unserem Fenster trieben, gefolgt von einen Meisen-Pärchen, die das Schauspiel gesanglich unterstützen)
„Komm wir bauen ein Haus aus den Kissen.“
„Nein, nicht so Mama, das soll so sein.“
„Ich brauche von diesen Kissen welche.“

So wurde meine Rolle in dem Schauspiel aktiviert, ich erkannte meine Aufgabe – weil ich direkt vor diesem Kissenstapel saß – und half ihr immer wieder ein Kissen nach dem anderen vom Stapel zu holen, weil sie nicht groß genug war, um an die oberen Kissen heranzureichen und es zu schwer war eines der unteren Kissen herauszuziehen. Mir wurde durch sie mein planvolles Handeln bewusst, weil ich sie gefragt habe, ob ich ihr gleich mehrere Kissen herunterreichen sollte – weil es ja abzusehen war, dass sie mehr brauchen würde – sie verneinte die Frage und sagte: „Nein, eines nach dem anderen. Ich hole eines und dann komme ich wieder.“

In der Zwischenzeit war Soham „endlich“ eingetroffen, begrüßte auch das Mädchen bereits auf dem Weg nach vorne und begegnete liebevoll jedem der Satsang-Teilnehmer mit einem Blick. Während ich auf meinen Blickkontakt wartete, hörte ich hinter mir ein verzweifeltes „Hm, hm, hm, hm“ einer Mädchen-Stimme – der Empfang des Segens erschien mir in dem Moment wichtiger – und nachdem ich diesen empfangen hatte, kam ich wieder meiner eigentlichen Aufgabe nach – dem Kissen von oben nach unten Reichens – und das „Hm, hm, hm, hm“ verstummte.

Ich konnte spüren, wie die gefühlte Not der Mutter – ich kenne solche Situationen aus eigener Erfahrung – immer größer wurde, denn das „eigentliche“ Programm sollte nun starten und Frieda machte nicht den Eindruck, dass sie den Raum und die Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwurde, jetzt plötzlich aufgeben wollte…
So ergab sich eine friedliche Co-Existenz von kindlichem Spiel und ernsthaftem Satsang – der Satsang wurde hin und wieder durch spielerische Elemente bereichert – die nicht von allen als solche wahrgenommen wurden…

Eines dieser Elemente war, welches ca. zehr Mal zum Einsatz kam, dass das Mädchen sich vor Soham stellte und laut rief: „Ich hab keine Angst vor Dir!“.
In der Reflektion wurde mir bewusst, dass ich vermutlich eine ähnliche Hochachtung vor dem Weihnachtsmann vermittelt bekommen habe, dem ich dennoch mit einer ähnlichen Rotznäsigkeit als Kind begegnet bin, wie Frieda Samarpan gegenüber.
Nach ihrem Ausruf machte sie sich wieder daran, weiter um die am Boden sitzenden Personen wie auf Zehenspitzen herum zu tänzeln. Jeden kleinen Zwischenfall quittierte Soham mit einem milden Lächeln, auch als sich Frieda das Mikrofon der Fragenstellerin schnappte und sagte: „So und jetzt sollen alle aufstehen und sich bewegen!“ 😊

„Ich habe keine Angst vor Dir!“ – Ich hatte immer den Satz „Aber ich vor Dir!“ vor Augen, als sie den Satz zum wiederholten Male voller Übermut ihm ins Gesicht schleuderte. Vielleicht war es tatsächlich das: Vielleicht hatte Soham Angst vor ihr…
Frieda mit ihrer direkt erlebbaren und gelebten Präsenz des Moments im Gegensatz zu einer Präsenz, die erst wieder neu gelernt werden muss: „So jetzt lernen wir einmal, wie wir wieder wie ein Kind sein können und dazu ist es ganz wichtig folgende Regeln zu beachten:
1. Einweihung in die Meditation
2. Jeden Tag nach dieser Art meditieren
3. In jedem kritischen Moment sich an sein Kronen-Chakra erinnern.“

Frieda hat keinen der drei Punkte jemals gehört, noch verstanden, geschweige denn befolgt und war dennoch der Mensch mit der meisten Lebensfreude in diesem Raum.
Sie hat gesprüht vor Lebensfreude, sie war durchströmt von Lebenskraft und hat dies ungeniert zur Schau gestellt. Sie hat all den – teilweise mittlerweile humorlosen Gesellen – gezeigt:
„Schaut her, so geht das mit der Lebensfreude und das sogar ohne Meditation und ohne Regeln.“ Einfach so, aus dem Moment heraus, einfach deshalb, weil ich jetzt im Moment darauf Lust habe das so und in der Form, wie es mir gerade gefällt, auszuleben, was in mir ist…

Dass das die Teilnehmer nervt, ist nachvollziehbar…

Bei drei Fragestellern kam die Frage hoch: „Ich komme mir so eingesperrt in meinem Körper vor, so abgetrennt.“ Die Antwort war – mehr oder minder – immer die gleiche: „Machst Du eigentlich die Samarpan-Meditation bereits seit 45 Tagen? Weil wenn Du das machst, hast Du gar keine störenden Gedanken mehr, die Dir so etwas Dummes vorgaukeln.“ Hmmm, ist das tatsächlich so?

Habe ich den Körper nur dazu, um einen Kopf herumzutragen, der sich am besten keine Gedanken mehr machen soll?

Sie hätten mal Frieda dazu befragen sollen. Ich bin mir sicher, sie ist sehr froh über die Möglichkeiten, die ihr ihr Körper bietet. Denn damit kann man toben, spielen, tanzen, rennen, Kuschel-Haus mit Mama bauen, … und auch ist sie froh über ihre Gedanken, sonst hätte sie nicht so kreative Einfälle, wie das Haus auszusehen hat und wofür es gedacht ist.

Der nächste Vorstoß zum Thema „Los, bewegt Euch!“ ging wieder über das Mikrofon der nächsten Fragestellerin, die den in Schaumstoff ummantelten Schallwandler nicht so gern abgeben wollte, sich aber dennoch dem Charme von Frieda geschlagen geben musste, nachdem sie plötzlich und verwundert nur den Schaumstoff in der Hand hatte. So rief sie:
„Ich will jetzt, dass ihr alle mal aufsteht und Euch bewegt!“

Weibliche Stimme aus dem Publikum vom linken Rand: „Und wir wollen, dass Du still bist!“

Ist das so? Wir wollen das? Mich hat niemand gefragt… Ich wurde einfach mit vereinnahmt…

Ich war sehr dankbar für die kleinen Einwände und Denkanstöße von Frieda – nicht zuletzt auch, weil in letzter Zeit ich immer der Störenfried war und so war ich im höchsten Maße dankbar, dass ich in dieser Hinsicht Verstärkung bekommen habe – Verstärkung beim Wachrütteln. Und ihre Form war viel gefälliger als meine, so konnte ich von ihr noch einiges lernen. Klar fehlen mir die äußeren Gegebenheiten des unschuldigen – Wahrheit sprechenden – Kindes, aber ich bin zuversichtlich, dass ich doch einiges von ihr lernen durfte…

Ob die Lern-Einheit in dieser Form tatsächlich bei allen ihre Wirkung erzielt hat, stelle ich in Zweifel, denn meine Sitznachbarin meinte nach der Meditation noch zu mir: „Also das Kind hat mich jetzt echt genervt. Ich finde das gehört einfach nicht hierher.“ Hmmm, das ist etwas, das ich aus dem Satsang mitnehme: Satsang ist etwas Ernsthaftes und die Lebensfreude von Kindern hat hier echt keinen Platz…

Satsang ist das Zusammensein mit der Wahrheit – ich habe vor allem Wahrhaftigkeit bei Frieda gespürt…

Ich bin sehr dankbar für diese Begegnung und Erfahrung und das, was sie mir gezeigt hat.

In Liebe

Thomas

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