Das Märchen von den Gebrüdern Grimm an dieser Stelle kurz zusammengefasst:
- Ein armer Fischer fängt beim Angeln einen Butt. Dieser spricht mit ihm und behauptet ein verwunschener Prinz zu sein und bittet darum frei gelassen zu werden, was der Fischer dann auch tut, weil er von einem sprechenden Fisch ganz fasziniert ist.
- Als er nach Hause kommt zu seiner Frau, mit der er eine kleine Hütte bewohnt, fragt sie nach seinem Fang und er erzählt ihr die Geschichte.
- Sie findet, dass er die Gelegenheit nutzen sollte, um sich etwas zu wünschen von dem verzauberten Prinzen, z.B. ein kleines Häuschen
- Widerwillig – weil er eigentlich ganz zufrieden ist mit seinem Leben – beugt sich der Fischer der Entscheidung seiner Frau und kehrt zurück zum Strand und ruft den Butt zu sich: „Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See, meine Frau, die Ilsebill, will nicht so, wie ich gern will.“
- Der Fisch kommt zurück an den Strand und fragt den Fischer: „Nun, was will sie denn?“
- „Sie will ein Haus zum Wohnen“ worauf der Butt erwiderte: „Geh heim, sie hat es bereits.“
- So ging das dann ein paar Mal, wobei die Wünsche immer größer und fantastischer wurden, der Fischer immer verzweifelter, weil seine Frau nach wie vor nach kurzer Zeit wieder unzufrieden war. Bis sie sich zuletzt wünschte Gott zu sein.
- Nachdem der Fischer seine Zweifel über diesen Wunsch zum Ausdruck gebracht hatte, seine Frau aber weiterhin vehement auf ihrem Wunsch beharrte, fügte er sich und ging wieder zum Butt.
- Das Meer welches bei jedem Wunsch immer dunkler geworden war, war jetzt bereits pechschwarz und wild.
- Der Fischer rief wie bisher den Butt und formulierte den Wunsch seiner Frau, woraufhin der Fisch wie immer zu sagen pflegte: „Geh heim, sie ist es bereits.“
- Zu Hause angekommen fand er seine Frau wieder in der Hütte vor, in der sie von Beginn an wohnten und es bis zum heutigen Tag tun.
Wer die ausführliche Version – die zugegebenermaßen spannender zu lesen ist – lesen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu: http://www.maerchenlexikon.de/Grimm/khm-texte/khm019.htm
Was möchte diese Geschichte lehren?
Die naiven Interpretationen der „Frau / Mann“-Beziehung lasse ich jetzt mal bewusst außen vor und biete stattdessen eine andere naive Variante an:
Zum einen beschreibt es schön, wie die Befriedigung von materiellen Wünschen keinen dauerhaften Frieden finden lässt. Die kurzen Momente des Glücks über das Neue, Bessere, Fantastischere überdauern kaum mehr als das Ausformulieren des Wunsches. Nachdem der verbleibende schale Geschmack durchdringt und die Freude langsam versiegt, braucht es die nächste Ablenkung, die dich diesen Geschmack wieder vergessen lässt. So reiht sich ein Ereignis an das nächste. Ein Fahrrad wird von einem Mofa abgelöst, ein Mofa durch ein Motorrad, das Motorrad durch ein kleines Auto, ein kleines Auto durch einen SUV und irgendwann gibt es dann nichts mehr was man sich wünschen kann, zumindest auf der materiellen Ebene. So kommen spirituelle Wünsche dazu, die sich dann weiter nach oben schrauben. Ein Bliss jagt den nächsten und man will wieder mehr… bis es auch hier nichts mehr gibt, was man sich wünschen kann und man letztendlich wieder auf sich zurückgeworfen wird – und das ist nicht als Strafe zu verstehen, sondern eher als Gelegenheit das ur-eigene Selbst in aller Tiefe zu erforschen.
Selbsterforschung
Die Erforschung des eigenen Selbst ist unabhängig von den äußern Gegebenheiten, wobei dir diese teilweise wertvollen Hinweise liefern können, wie Wegweiser. Als solche können sie auch verstanden werden, dafür sind sie da. Die äußeren Dinge sind nicht dafür da, um sich mit ihnen zu identifizieren, ein Selbst-Bild daraus zu konstruieren.
Alles im Außen dient dem Erkennen des Inneren und aus dem Inneren formt sich das Außen. So bewegt sich das Leben in einem steten Fluss. Ein immerwährender Tanz des Annäherns und Entfernens des eigentlichen Kerns, ein durchlässig Werden für den göttlichen Geist der alles durchdringt.
An dieser Stelle Danke an die Spenderin des Bildes <3