Was ist Professionalität?

Nachdem ich in letzter Zeit des Öfteren zu hören bekomme „das sei nicht professionell“ oder „das ist unprofessionell“ habe ich mir das Wort einmal etwas genauer angesehen.

Also was ist Professionalität? Professionalität setzt immer voraus, dass es für irgendetwas einen Profi und einen Laien gibt. Der Profi weiß wie es läuft bzw. wie es zu laufen hat und der Laie leider noch nicht, … Naja, der muss halt noch lernen, kommt er/sie schon noch drauf, wenn er/sie genug (vom Profi) gelernt hat…

Hmm, nahezu alle spirituellen Systeme münden zu irgendeinem Zeitpunkt im Jetzt 😉. Alles was tatsächlich passiert, ist im Jetzt. Sämtliche Vergangenheit und Zukunft sind Konstrukte des Verstandes, die Gedanken binden, neue Gedanken erzeugen und Dich ablenken von dem was aktuell ist.

Hier ein Beispiel:

Sagen wir mal der Jnanadev macht einen Vorschlag und ich finde den Vorschlag richtig Sch…e. Dann ist da zuerst einmal die Wut, Wut darüber, wie man nur einen so besch…enen Vorschlag machen kann. Jetzt hat man verschiedene Möglichkeiten wie man damit umgehen kann:

  1. Feststellung Jnanadev ist einfach ein A…loch, ich wusste es schon immer (Bestätigung eines vorhandenen Bildes einer Person, Bestätigung des Schubladendenkens)
  2. Man kann sich die Frage stellen: „Was veranlasst Jnanadev so einen Vorschlag zu machen?“ (Versuch des Verstehens des anderen)
    1. Was treibt ihn an?
    2. Kann ich sein Herz spüren? Ist sein Vorschlag authentisch?
    3. Hat sein Vorschlag etwas mit mir zu tun?
  3. Sich selbst die Frage stellen: „Was ist das, was mich so wütend macht an diesem Vorschlag?“ (Versuch sich selbst zu verstehen)
    1. Fühle ich mich übergangen?
    2. Fühle ich mich nichts gesehen / angenommen?
    3. Fühle ich meine Kompetenz in Frage gestellt?

Jede Wut gibt Dir Gelegenheit genauer hinzusehen und ganz häufig stellt man dabei fest, dass die Wut aus einem Mangel-Bedürfnis herauskommt. Der andere hat mich in meiner Einzigartigkeit nicht gesehen. Er übergeht mich. Jetzt bin ich wütend auf ihn, schließlich ist er ja dafür verantwortlich.

Ich gebe jemanden anderen die Macht über mich… Er ist schuld, soll er mal sehen, wie er damit klarkommt (der Ar…).

 

Bin ich es wert geliebt zu werden?

Angenommen Dein Herz würde überströmen vor Liebe für diese Welt und ihre Einzigartigkeit, für jeden einzelnen… Würde dann der Gedankenapparat anspringen? Würden die gleichen Gedanken entstehen, wenn ich frisch verliebt diesen Vorschlag zu hören bekomme?

Wohl kaum…

So, aber warum strömt denn mein Herz nicht vor Liebe über (denn das ist eigentlich er Normalzustand)? Weil ich es nicht zulasse, ich lasse nicht zu, dass ich selbst liebenswert bin. Ich denke (Gedanken), dass ich nur dann liebenswert bin, wenn mir das jemand von außen sagt. Wenn jemand zu Dir sagt: „Du bist liebenswert“. So verbringen viele Menschen mit der Suche nach anderen Menschen, die ihnen sagen, dass sie liebenswert sind, damit sie die Bestätigung dafür bekommen, dass es so ist.

Du bist l(i)ebenswert, ansonsten wärst Du nicht hier!!!

Wenn Gott befunden hätte, dass Du nicht richtig, wichtig und l(i)ebenswert bist, würdest Du nicht existieren. So einfach ist das!

Lass diese Suche nach Liebe sein, sonst ver-lebst Du Dein Leben. Dein Leben kommt aus der Liebe und geht dorthin zurück. Und zwischendrin „suchst“ Du danach? Du suchst danach, was Du bist. Lass das, was Du bist sein und Du hast ES gefunden…

 

Profi oder Laie im Jetzt?

In jedem Moment ist jeder ein Laie, weil jeder Moment neu ist. So gibt es weder den Laien, noch den Profi oder beides, wie Du es sehen magst. Das Heranziehen von Profis (Gurus, Schriften, Moral, Gesetzen, …) verlagert die Verantwortung fürs eigene Leben auf jemand/etwas anderes. Das ist natürlich vordergründig bequem, aber es macht das Leben langfristig unbequem…

Letztendlich stehst Du immer wieder vor Dir selbst und der Grad der Selbst-Zufriedenheit, des in sich Ruhens bestimmt Dein Umfeld. Solange Du den Blick nicht mutig nach innen richtest, um herauszufinden wer oder was oder wie Du ist (körperlich und geistig), kannst Du im Außen viel suchen und wirst nicht das finden wonach Du Dich sehnst.

Die bedingungslose Annahme und Liebe des kompletten Kosmos…

 

Ich liebe meine Unprofessionalität, denn die ist das Leben und ich l(i)ebe das Leben.

 

Viele Freude beim L(i)eben

Jnanadev

 

Auf der Suche – Beobachtungen in der Fußgängerzone

Heute war ich mit meiner Familie in Nürnbergs Fußgängerzone wo heute noch mehr los war als sonst, da zusätzlich zum „normalem“ Verkaufswahnsinn noch Trempelmarkt (es werden Dinge verkauft die vermutlich weder vom Verkäufer noch vom Käufer gebraucht werden) war.

Die Kinder sind unterwegs zu einem Laden der bunte Plastiksteine verkauft, die man zusammenstecken kann. Dort wollen sie sich inspirieren zu lassen, welche Wünsche sie als nächstes haben könnten.

Die Eltern wollen eine Bluse zurückgeben, die jetzt doch nicht gefällt (mir unverständlich, denn vor ein paar Tagen hat sie noch gefallen, aber ich bin ja auch ein Mann ;-), liegt vermutlich an einem wenig ausgeprägten Saraswati-Aspekt) und ein Austauschgerät für einen defekten eBook-Reader abholen.

Ich war entspannt – was für eine Stadt-Aktion eher ungewöhnlich ist – und beobachtete die mir entgegenkommenden Gesichter der Menschen und ich konnte ihnen ansehen, dass sie alle auf der Suche sind, jeder sucht irgendetwas.

Eine ältere Dame eine Ergänzung für ihr altes Geschirr. Eine junge Frau ist auf der Suche nach Klamotten im vorüberfliegenden Schaufenster, ihr Freund neben ihr mit seinem Handy sucht nach Anerkennung in den sozialen Medien, ein Kind möchte Aufmerksamkeit von seiner Mutter die wiederrum auf der Suche nach „Was Schickem drunter“ ist, um sich der Anerkennung ihres Mannes sicher zu sein, …

Was passiert, wenn die suchenden Menschen die Dinge gefunden haben?

Ein kurzes und auch länger anhaltendes Glücksgefühl, das nach MEHR schreit … Was kommt dann? Die nächste Suche nach dem nächsten Ding, um wieder im Glück zu schwelgen, den Hormonaustoß zu geniesen und sich dem wohligen Kribbeln hinzugeben. So hangelt man sich von Ast zu Ast, von Baum zu Baum, von Wald zu Wald, von Kontinent zu Kontinent, von Planet zu Planet, von Galaxie zu Galaxie, …

Doch was steckt hinter diesem „Nie zufrieden sein“ mit dem was ist?

Es ist eine Ahnung, die in jedem Menschen steckt, eine Ahnung, dass es mehr gibt, dass das nicht alles sein kann. Diese Ahnung führt Menschen zur Spiritualität, sie erhoffen sich hier die Antworten auf ihre Fragen:

  • Gibt es tatsächlich mehr?
  • Woher komme ich, wohin gehe ich?
  • Wer bin ich?

Da passiert meist etwas Paradoxes: Es werden neue Wünsche und Bedürfnisse geweckt, die erst befriedigt werden müssen bevor man sich dem eigentlichen (dem Selbst) nähern kann. Macht das Sinn?

Ja und nein, denn was passiert dann? Viele spirituelle Strömungen beschäftigen sich mit Selbstbeobachtung und Selbstreflektion in den diversen Ausprägungen manche eher körperbetont (z.B. Hatha Yoga), manche mehr geistbetont (z.B. Raja-Yoga), manche nähern sich dem Selbst über die Ekstase (z.B. Kundalini-Yoga, Holotropes Atmen). Andere wählen den Weg der Hingabe an Gott (z.B. Bhakti-Yoga) oder die Hingabe an die Menschheit (z.B. Karma-Yoga). Alles Wege bei denen man in der einen oder anderen Weise etwas tut, sprich handelt. Diese Handlungen in der Welt stellen Dich oft vor die verschiedensten Herausforderungen, die Dich selbst immer mehr erkennen lassen, was Du bist. Oft nach einem Bild bzw. Konzept, das die entsprechende Richtung vorgibt. Also eigentlich Wege, die über ein Konzept hin zur letztendlichen Konzeptlosigkeit führen. Denn genau das ist der Sinn dahinter, Du spürst immer mehr intuitiv wie Dein Weg läuft und erkennst dann, dass ALLE Konzepte halt Konzepte sind und nicht die letztendliche Wahrheit. Die Wahrheit liegt dahinter aber dahin kommt man eben nicht mehr durch die Handlung, man kann nichts mehr aktiv tun.

Das ist dann eine Hürde, die schwerfällt, da Du ja bisher so gute und tiefe Erfahrungen mit den Methoden aus „Deinem“ Konzept gemacht hast, warum sollte denn das nicht zur vollständigen Verwirklichung führen? Da ist die Krux, der letzte Versuch des Verstandes sich selbst retten zu wollen und dadurch um Futter zu betteln. Bekommt er das von Dir?

Wenn nicht, hast Du alles getan, was zu tun ist. Dann gibt es nichts mehr zu tun. Wird Dir dann die Gnade Gottes zuteil, erkennst Du, dass Du wieder am Anfang stehst und dass dann jeden Tag neu und dass alles bereits schon immer da war und einfach IST, unabhängig von Raum und Zeit.

Kann man etwas tun für die Selbstverwirklichung?

Viele verwirklichte Meister sagen, dass nichts zu tun ist und alles bereits vorhanden ist und dass es „nur“ darum geht dies zu erkennen – das Licht der Lampe, die schon immer leuchtet und nur durch die zahlreichen Decken, die die Lampe zudecken nicht zu erkennen ist. Das Erkennen ist unabhängig von den spirituellen Praktiken, aber augenscheinlich helfen sie Dir diese Decken zu entfernen, da ja (geschätzt) ¾  der verwirklichten Meister in der einen oder anderen Weise spirituell praktiziert haben.

Ich stelle mir das so vor:
Gott steht auf einem Wagen eines Faschingsumzugs und wirft von da Bonbons in die Menge. Durch die spirituellen Praktiken bringst Du Dich in eine gute Position (die erste Reihe). Ob er dann wirklich in Deine Richtung wirft und Du die Süßigkeiten dann genau in dem Moment auch fangen kannst liegt dann nicht mehr in Deiner Hand.

Wann Du es Dir schenken kannst weiter zu praktizieren, wirst Du erkennen. Ein leerer Verstand der frei von „Wollen“ und Zielen ist kann Wunder wirken. Doch auch das „Nicht-Wollen“ kann ein „Wollen“ sein, wenn es aus dem Ursprung des Verwirklichungs-GEDANKENS entspringt.

Sei wachsam, denn erst aus der Leere entspringt die Fülle.

 

„Du kannst nichts Tun um das Ziel zu erreichen, aber wenn du nichts Tust wirst du es nicht erreichen!“ Jiddu Krishnamurti