„Der Glotz“ ist das Abdriften aus der Gegenwart durch Starren auf ein nahes oder auch fernes Objekt, wenn der Geist ganz leer wird, die Gedanken zur Ruhe kommen und Stille einkehrt. Mitten im Alltag, spontan und ohne Anstrengung, die Sinne stellen auf Sparflamme und es gibt keinen Grund irgendetwas an diesem wertvollen Moment zu ändern.
Ich kenne „den Glotz“ schon ziemlich lange, seit meiner Kindheit und hab ihn dann irgendwann vergessen, weil ich den Eindruck hatte „den Glotz“ zu haben sei etwas Schlimmes. Von meinen Eltern habe ich dann häufig den Satz gehört: „Jetzt hat er wieder den Glotz.“ Und glaubte einen genervten Unterton gehört zu haben. Ich habe „den Glotz“ nie als Problem empfunden, im Gegenteil er war mir eher wie ein guter Freund, der einen spontan besucht, wieder geht und wiederkommt und wieder geht und es ist jedes Mal eine Freude.
Naja, wenn man den Eindruck hat, dass es nicht gerne gesehen ist, lässt man es halt, oder versteckt es, so habe ich es dann auch gemacht, ich wollte ja gefallen, geliebt werden. Man tut in seinem Leben viele Dinge, um geliebt zu werden. Es ist eine irrige Vorstellung zu glauben, dass das Gefühl des Getrenntseins vergeht, wenn man Bestätigung von außen bekommt. Die Bestätigung von außen ist immer nur von kurzer Dauer, egal woher sie stammt. Alles von außen kommt und geht, ist dem ewigen Wandel unterworfen. Entstehen und vergehen, blühen und verwelken, einatmen und ausatmen…
Das was beständig ist, ist im Inneren bereits vorhanden, schon immer da und wird auch immer da sein. Nur eben verdeckt, vergessen, vom aufgebauten Ego entwickelten Selbst-Bild vergraben. So läuft man dann durchs Leben und hat immer das Gefühl das irgendetwas fehlt.
Dieses Fehlen ist die innere Gewissheit, dass es nicht sein kann, dass es zwischen Dir und Deinem Gegenüber, allen Wesen, der Natur, der Erde eine tatsächliche Trennung gibt. Dann ver-suchst Du diese Lücke mit Dingen im Außen zu stopfen: mein Haus, mein Auto, meine Kinder, meine Frau, …
Alles meins … meint man. Ich bemühe hier mal Osho:
Mit leerer Hand kommst du, mit leerer Hand gehst du. Und zwischen Nichts und Nichts bist du verrückt genug zu glauben, etwas zu besitzen.
Alles über die Sinne Erfahrbare ist vergänglich und nicht von Dauer und „der Glotz“ hilft Euch dabei dies zu erkennen, deshalb mein Appell: lasst „den Glotz“ sein, egal ob bei Euch oder bei Euren Kindern, Bekannten, Verwandten, Freunden. Er ist etwas sehr Wertvolles!
P.S.:
Ich glaube, dass „der Glotz“ Pate für das Omnom gestanden hat, so kann man sich ihn gut vorstellen, dann wirkt er auch schon gar nicht mehr schlimm 😉 und außerdem enthält der Name gleich zweimal den Ur-Laut OM!