Bleibt die allumfassende überschäumende Liebe?

Liebe

Kurze Antwort: Ja, sie bleibt 😊, immer und ewig. Wenn sie gerade sehr intensiv ist, ist die gute Nachricht, dass sie in dieser argen Form nicht dauerhaft bleibt, das vergeht wieder bzw. das Körper-Geist-Wesen gewöhnt sich an dieses höhere Schwingen, aber es ist immer ein wellenartiges Auf und Ab, wie ein angenehmes „getragen sein“, „ein in den Schlaf wiegen“. Die einzige Art damit „umzugehen“, ist sich dem hinzugeben. Es passiert auch nichts Schlimmes, es ist OK, es darf sein, es darf so – in dieser Intensität – erlebt werden, einfach so wie es ist, weil es einfach so ist. Völlig unabhängig, ob ich etwas dafür getan habe. Ich musste es gar nicht verdienen, es war einfach da, weil ich meiner inneren Stimme Vertrauen geschenkt habe und es dadurch in all seiner Reinheit wahrgenommen werden kann. Wie ein blank geputzter Kristall durch den das Licht der Sonne in alle Richtungen verstreut und verteilt wird.

Was mach ich jetzt damit, dass ich den ganzen Tag jeden Menschen, jedes Tier, jede Pflanze umarmen könnte? Ich mache es einfach mal, ich probiere es aus, einfach so. Arme ausstrecken, kurz die Einvernehmlichkeit überprüfen und in den Arm nehmen – die Folge: zwei lachende Herzen.

Oder ich nutze die Energie für den Ausdruck. Ich gebe ihr eine Form mit dem, was aus mir herausströmen möchte. Was das ist, ist völlig unerheblich, es ist im Moment meine Form. Wenn es heute diese Form ist (z.B. Texte schreiben, wie bei mir im Moment), ist es gut, wenn es morgen eine andere Form ist (z.B. Fotografieren), ist es genauso gut. Einfach ausprobieren, es passiert nichts (Schlimmes), es ist erlaubt „Fehler“ zu machen. Jeder Fehler lehrt das Leben und es ist auch nicht wichtig, ob es ein Publikum dafür gibt oder nicht oder ob ich mich klar positioniere oder nicht. Das sind alles Gedanken, alles Humbug, alles für den Ar…h.

Wenn es aus dem Herzen kommt, ist es richtig!

Wenn ich nur einen Menschen mit meinem Wirken emotionell erreiche, hat mein Wirken etwas erreicht. Ich feuere meine Impulse raus ins Leben, das Leben liebt es neue Impulse zu bekommen. Jeder neue Impuls ist ein Impuls in die richtige Richtung. Egal, was welche aufgepeitschten Wellen mir entgegenschlagen – entweder zeigen sie mir etwas oder dem anderen etwas – irgendwer bekommt immer etwas, meist sogar beide: Erkenntnisse und Erfahrungen, das ist der Sp(i)rit des Lebens.

Die Verwirklichung der Seele auf der Welt kennt keine Grenzen und bedarf keiner Erlaubnisse, sie darf so sein und wirken – der einzige der bremsen und zurückhalten möchte ist der Verstand – Ver-Stand – stehen – stehen bleiben – Stillstand. Das Leben brummt und der Verstand steht still, das ist kein Widerspruch, das ist eine Folge.

In Liebe

Thomas

Karma als Ausrede – kollektive Programmierungen erlösen

Milgram Experiment

Heute „wollte“ ich eigentlich wieder etwas anderes schreiben, aber wie das Leben so spielt, konnte ich erneut feststellen, dass Pläne nicht das sind, was das Leben sehr schätzt: „Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von Deinen Plänen.“ So nutze ich den Impuls meines geschätzten Ex-Kollegen und Freundes Matthias, der die Frage gestellt hat, was Karma ist, um dies mit dem Thema der kollektiven Programmierungen zu verbinden.

Was ist Karma?

Karma (n., Sanskrit: Stamm: कर्मन् karman, Nominativ: कर्म karma, Pali: kamma „Wirken, Tat“) bezeichnet ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung – physisch wie geistig – unweigerlich eine Folge hat. Diese Folge muss nicht unbedingt im gegenwärtigen Leben wirksam werden, sondern sie kann sich möglicherweise erst in einem zukünftigen Leben manifestieren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Karma

Beim ersten Satz bin ich absolut im Einklang mit der Erklärung: „jede Handlung hat eine Folge“, oder wer eher in der Wissenschaft seine Heimat findet: „actio und reactio“ 

… Kräfte können also nur von Körpern ausgehen und nur auf Körper wirken. Deshalb kann ein Vakuum oder ein Sog allein keine Kraft ausüben…

https://de.wikipedia.org/wiki/Actio_und_Reactio

Kurz gefasst: Kräfte des Karmas oder der Aktion und Reaktion wirken nur in der manifesten Welt, sprich im jetzigen Moment, im jetzigen Leben, das was aktuell in diesem Moment, im JETZT erfahrbar ist.

Karma als „gute Taten Speicher für das nächste Leben“

Die oberflächliche Betrachtung des Karmas als „gute Taten Speicher für das nächste Leben“ – das ich auch während meiner Yoga-Lehrer-Ausbildung „gelernt“ habe – ist der lächerliche Versuch, die innere Freiheit – die in jedem Moment möglich ist – auf ein späteres (?) Leben zu verschieben. Das ist das gleiche Schema, wie das Konzept „Paradies“ aus dem Christentum. Ein Verschieben der Selbst-Verantwortung in jedem Moment, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen, auf einen späteren Zeitpunkt. „Späterer Zeitpunkt“ ist ein ebenso dünnes Brett der linearen Betrachtungsweise des Konzeptes der Zeit, also eine Aneinanderreihung von Konzepten und Glaubenssätzen, die mich davon abhalten, der Glaubwürdigkeit meiner momentanen Gefühlswelt zu misstrauen. Also eine Bankrott-Erklärung ans eigene selbst bestimmte Leben. Kann man glauben, wenn man will – Wo ein Wille ist, ist auch ein Umweg.

Ich glaube das nicht. Ich weiß, dass es nicht so ist!

Erinnerungen an frühere Leben

So, jetzt höre ich bereits die „Ja, aber ich kann mich an mein früheres Leben erinnern“-Fraktion rufen. Das bezweifle ich nicht. Denn alles Erfahrene aus allen Leben und aus allen Individuen „landet“ im allgegenwärtigen Bewusstsein, über das wir alle miteinander verbunden sind. Damit kann sich jeder jederzeit, in jedem Moment verbinden…

Es scheint so zu sein, dass ab dem „Zeitpunkt“ des physischen Todes dies wieder allen zur Verfügung steht. Bis dahin erscheint es so, dass es abhängig von der Offenheit und dem Vertrauen meines Gegenübers abhängig ist, ob ich diese Informationen bewusst lesen kann oder nicht. Unbewusst nehme ich sie so oder so wahr, als Ahnungen. So ist es klar, dass ich mich mit einem (!) früheren Leben verbinden kann. Natürlich ist es ein „selbst“ erlebtes, weil es bereits ins all-gemeine Bewusstsein übergegangen ist. Es ist bereits transformiert. Es ist völlig unerheblich, ob Karma als Konzept „wahr“ ist oder nicht, weil es sich nicht „langfristig“ auf meinen „Handlungsspielraum“ auswirkt. Meine Handlungen haben immer nur eine direkte unmittelbare Auswirkung. Eine unmittelbare Auswirkung dahingehend, ob ich mich für oder gegen meine jetzige Gefühlswelt entscheide oder eben dagegen. Wenn ich mich gegen mich entscheide bekomme ich das irgendwann zu spüren, da ist das Leben erbarmungslos! Die einen erfahren das „früher“, die anderen „später“, aber es erfahren ALLE! Denn das ist das „Ziel“ (der Sinn) des Lebens. Sich in seiner Fülle zu erfahren, eben nicht nur eine beschränkte Version seiner selbst.

Karma als Pool der kollektiven Programmierungen

Was ist eine kollektive Programmierung? Eine kollektive Programmierung sind Werte, Normen, Glaubenssätze, die von Generation zu Generation als Tradition weitergegeben werden. Oft werden sie dann in Gesetze, Regeln, Konzepte, Methoden, Werte, … gegossen und als allgemeingültig erklärt und übernommen.

Ich möchte dies an zwei sehr schönen Beispielen darlegen, die das ganze Spektrum der kollektiven Programmierungen beschreiben,.

Artikel 1 Grundgesetz:
1 Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
2 Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

So weit so gut, eine gesunde Basis, auf der man sich entfalten und entwickeln kann. Weil sich auch die Definitionen von Würde bzw. Menschenwürde anhand der in sich gefühlten Stimmigkeit und Menschenrechte auf die Gleichheit berufen.

Doch dann wird es seltsam, dann wird nämlich definiert, dass das mit der Würde doch eingeschränkt werden kann … und zwar durch Gesetze, die dann alle der Reihe nach aufgelistet werden und nach und nach durch weitere Gesetze ergänzt und die Menschenwürde immer weiter beschnitten und eingegrenzt wird.

So müsste eigentlich – wenn es wirklich ehrlich gemeint ist – im Artikel 1.1 stehen:

„Die Würde des Menschen und dessen Rechte wird mittels dieses Dokuments – welches wir uns herausnehmen jederzeit zu verändern und zu erweitern – festgelegt.“ Und Artikel 2 dann als Fortsetzung
„Sie können dieser Verordnung nicht widersprechen, es sei denn sie verlassen diesen Planeten“
(Kennt Ihr Douglas Adams – per Anhalter durch die Galaxis? – nur so als Lese-Tipp 😉)

Nachfolgend ein paar Erklärungen zum Thema Würde, die getätigt wurden noch bevor das Grundgesetz geschrieben wurde. So war zu dem Zeitpunkt, als es geschrieben und festgelegt wurde, bereits – per Definition – klar, dass Würde etwas ist, was nicht von außen bewertet oder festgelegt werden kann, sondern ein Wert, der aus dem Inneren gespeist wird. Die innere Kompass-Nadel im Herzen, die mir zeigt, was im Moment „richtig oder falsch“ ist, sprich das, was mein Handeln bestimmt.

Im modernen Gebrauch wird die auf intrinsischen Eigenschaften beruhende Würde als „innere Ehre“ von der (äußeren) Ehre unterschieden.

Aufklärung: Gestaltungsauftrag, der durch das Individuum und die Gesellschaft zu verwirklichen ist.

Kant: Ein „Zweck an sich“ hat keinen relativen Wert wie der Preis, kann also nicht durch andere Zwecke aufgewogen werden. Er hat stattdessen einen inneren Wert, die Würde…

Brecht: Die Ehre ist etwas Äußeres, die Würde etwas Inneres.

https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCrde

Wir haben uns allerdings entschlossen, nicht mehr auf diese innere Kompassnadel zu lauschen und ihr als Führer zu folgen, sondern wir (als Kollektiv) haben beschlossen, lieber immer jemanden (oder etwas) im Außen zu folgen. Z.B. einem Führer, einem Arzt, einem Chef, einem Gesetz, einer Moral, …
…und zwar völlig egal, was das innere (die Würde) dazu sagt. Wir haben uns selbst für ein menschenunwürdiges Leben entschieden, weil wir nicht bereit sind, mit den Konsequenzen unseres Handelns bzw. unseres Nicht-Handelns zu leben. Wir haben uns kollektiv dazu entschieden, Dinge zu tun, die uns spürbar nicht guttun und nur deshalb, weil wir die Konsequenzen – die in den meisten Fällen so wie erdacht eben nicht eintreten werden – denn genau das ist meine Erfahrung, nachdem ich beschlossen habe, keine Dinge mehr zu tun, von denen ich weiß, dass sie mir nicht guttun. Und ich weiß es deshalb, weil ich es gefühlt habe! Am eigenen Leib.

Ich muss mich nicht wie ein lebenslanges Kind behandeln lassen,
ich muss nicht meine Kinder zu Hausaufgaben zwingen, von denen ich weiß, dass sie sinnlos sind,
ich muss nicht meine Mitarbeiter zwingen, Dinge zu programmieren, die nicht einmal die Lebenserwartung eines Maulwurfes haben (unabhängig von der verbundenen Weitsicht 😉),
ich muss diese Dinge einfach nicht tun, ich kann es sein lassen!

Probiert es aus! Lasst all die Dinge sein, bei denen ihr ein ungutes Gefühl im Bauch habt oder bei denen sich euer Herz eng anfühlt. Einfach sein lassen, bleiben lassen. Schaut was passiert…
…was würde beispielsweise passieren, wenn alle Menschen, die davon überzeugt sind, dass die Arbeit, die sie tun, sinnlos ist, ab morgen ihre Arbeit einstellen? Oder einfach jeden Freitag, der Name des Tages sagt doch schon alles…

Ich vermute jeder kennt das Milgram-Experiment (https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment), in dem Menschen dazu fähig sind, andere Menschen (scheinbar) zu töten, solange sie die Anweisung von einer Autoritäts-Person bekommen.

Ein weiteres Beispiel, wie der menschliche Geist funktioniert, ist sehr schön im Film „Hanna Arendt“ gezeigt (https://www.youtube.com/watch?v=CyT163moQQc ). Dort wird ein SS-Offizier (Eichmann), der die Transporte in die KZs organisiert und koordiniert hat, vor ein jüdisches Gericht gestellt und dafür verurteilt, dass er sich in seinem Land an die damals dort geltenden Rechte und Vorschriften gehalten hat. Er wird also von einem Gericht verurteilt, das sich um die Einhaltung der Gesetze kümmert, dafür sich an die Gesetze GEHALTEN zu haben. Da stellt sich die Frage, was ist ein Regelwerk wert, wenn im Fall der Fälle dann doch „nur“ die Würde bleibt? Das jüdische Gericht hat bestätigt, was jeder klar denkende Mensch auch so entscheiden würde, ohne je eine Zeile Gesetzestext gelesen zu haben.

Die Essenz: Sobald da jemand oder etwas ist, worauf ich mich berufen, sprich die Verantwortung abgeben kann, bin ich scheinbar frei von Schuld und glücklich. Gott sei Dank – ich bin nicht mehr verantwortlich. Aber vor meiner Kompass-Nadel (oder Gottes Wille?) kann ich nicht fliehen, weil sie mit mir verbunden ist.

Wie fühlen sich solche Dinge an:

  • Mich einen Dreck drum zu scheren, wo die hippen Goji-Beeren herkommen und wie sie verpackt sind, solange ich ein – mich entlastendes – BIO-Siegel darauf sehe und im Wald nebenan die Beeren an den Sträuchern vertrocknen, weil sie niemand pflückt…
  • Den Druck, den ich durch meinen Chef spüre, an meine Mitarbeiter weiter gebe, damit irgendetwas recht-zeitig fertig wird – wobei die rechte Zeit durch den Chef-Chef vorgegeben wird und dieser gerne noch ein kleines Zuckerle in Form eines Schulterklopfens von seinem Chef-Chef-Chef hätte, weil er dann irgendwie relaxter in den Karibik-Urlaub fliegen kann…
  • Einem Tier in die angsterfüllten Augen sehen, das sich bewusst ist, dass es gleich getötet wird, um gegessen zu werden…

Auch bei mir hat sich immer der Bauch zusammengezogen oder im Herzen wurde es eng, wenn wieder „so eine Entscheidung“ anstand. Ich konnte sie aber nicht deuten, weil ich frühzeitig darauf konditioniert wurde, dass es das allerwichtigste ist, gesellschaftskonform zu agieren.

Die Verschleierung ist umso größer, je weiter die Dinge von mir weg sind, je weiter die Verantwortung abgeschoben werden kann, je indirekter ich damit konfrontiert bin. Das alles funktioniert nur so in dieser Form, solange jedes einzelne Individuum bei diesem Spiel in dieser Form mitmacht.
Wenn alle mitmachen, gibt es scheinbar kein Problem – nur die indirekt sichtbaren, die aus unterdrückten Gefühlen resultieren: Burn-Out, Depression (3/4 der Fälle Frauen), Süchte (Anerkennung, Alkohol, Drogen, Sex, …), Selbst-Mord (3/4 der Fälle Männer). Alles Versuche, den Gefühlen durch Flucht zu entkommen und der Wunsch, die gefühlte Trennung – von der Einheit – aufzuheben.
Wenn einzelne nicht mehr mitspielen, bringen sie ihre direkte Umwelt ins Wanken, oder werden zu Außenseitern erklärt (krank geschrieben) oder sie betätigen sich als Hofnarr oder Clown (Comedians).
Wenn viele das Spiel in der Form so nicht mehr spielen wollen, verändert sich die Welt, weil neue kreative Wege beschritten werden – Wege die sich aus dem Inneren heraus von selbst zeigen und zwar ohne dass ich vorher etwas im Außen dafür tun muss, also ohne verdienen müssen.

„Vergiss den inneren Kompass, höre auf das, was ich Dir sage!“ von Eltern, Lehrern, Mitschülern, Chefs, Kollegen, Yoga-Meistern, Satsang-Lehrern, Coaches, Ausbildern, Weg-Gefährten…

Keiner der Menschen, die mir im Außen begegnet sind, konnten mir sagen, was ich fühle…
Seltsam, oder? Oder am Ende absehbar, wenn man die Welt mit offenen Augen betrachtet?
Nichtsdestotrotz ist jede Begegnung richtig und wichtig und lässt mich selbst erkennen.

Wenn alles zusammenfällt, sich umkehrt, weil die Verzweiflung so groß ist, dass erkannt wird, dass da niemand ist, ist es geschafft! Die umgekehrte Sicht auf die Welt, die Sicht, des sich ergießenden Geschehens aus der inneren Klarheit heraus verändert das Er-Leben!

Dann bleibt wieder nur, so wie als Kind, die innere Kompass-Nadel als Ausrichtung für das Handeln. Dann wird aus dem gesellschaftskonformen Handeln ein konformes Handeln. Ein Handeln, das im Gleichklang, in Harmonie mit der Weltenseele schwingt. Ein anstrengungsloses Mitfließen im Strom des Lebens, dass sich niemals gegen das Leben stellen wird, weil es die Grundlage dafür ist.

In Liebe

Thomas

Wut – ein Zeichen von Charakterschwäche oder spiritueller Unreife?

Friederich der Wüterich

Nach der Meditation heute Morgen zeigten sich zwei Ideen für Blog-Beiträge, einen über Humor und der andere über Programmierungen. Diese beiden sind jetzt auf die lange Bank geschoben, weil sich – nach dem Telefonat mit meiner zukünftigen Ex-Frau ein anderes Thema in den Vordergrund gedrängt hat: die Wut. So folge ich nun diesem Impuls (und der expliziten Aufforderung meiner Noch-Ehefrau) etwas über meine Wut zu schreiben.

Was ist Wut?

Laut Wikipedia ist Wut eine sehr heftige Emotion und häufig eine impulsive und aggressive Reaktion (Affekt), die durch eine als unangenehm empfundene Situation oder Bemerkung, z. B. eine Kränkung, ausgelöst worden ist. Wut ist heftiger als der Ärger und schwerer zu beherrschen als der Zorn

… Unter Wutanfall versteht man einen meist kurzzeitigen partiellen oder völligen Verlust der Kontrolle…

…Der Wutanfall wird auch als Überreaktion bezeichnet und gilt deshalb in den meisten Kulturen als Charakterschwäche. Analog gilt es oft als Charakterstärke, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern die Contenance zu wahren bzw. kühl zu bleiben…

https://de.wikipedia.org/wiki/Wut

Einen ebensolchen Wutanfall hatte ich – der Wüterich (Zitat aus dem Struwelpeter: „Der Friederich, der Friederich, Das war ein arger Wüterich!…“) – eben während des Telefonats in dem es um die Aufteilung des Vermögens bei der Scheidung ging. Ich habe also die Kontrolle verloren und habe mich meiner Charakterschwäche voll und ganz hingegeben. So ist es.

Ich habe sie angeschrien und all die Dinge gesagt, die ich lange unterdrückt habe. Sie sind einfach aus mir heraus explodiert. Sätze wie „Nachdem Du das Haus, das … Euro wert ist, bekommst streiten wir uns jetzt um ein paar hundert Euro? Ich habe das Gefühl, dass Du jetzt hier den Hals nicht voll genug bekommst und ich wünsche Dir, dass Du an den paar Hundertern erstickst!“

Worte voller Wut und Hass, die aus mir herauswollten. Derer ich mich ent-ledig-en wollte. Diesmal habe ich es einfach so sein lassen. Ich bin nicht dem gelernten Glaubenssatz der „Charakterschwäche“ gefolgt und habe noch nicht einmal auf die Contenance geschi..en, da mir in dem Moment gar nicht bewusst war, dass es so etwas überhaupt gibt. Ich habe mich einfach dem – was ich in dem Moment gefühlt habe – Ausdruck verliehen. Habe es formuliert, habe ihm eine Form gegeben. Ich habe meinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Das, was bei Kindern im Alter von ein bis vier Jahren noch als normales Verhalten gewertet wird.

Der amerikanische Kinderarzt William Sears unterscheidet allerdings zwischen manipulativen Wutanfällen einerseits, die durch Nichtbeachtung entmutigt werden sollten, und Enttäuschungs-Wutanfällen andererseits, in denen das Kind wirklich Trost und Zuspruch benötigt, um die Aufgabe, an der es zu scheitern fürchtet, doch noch zu bewältigen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wut

So hat das Kind in mir, aus mir gesprochen, es war enttäuscht. Es war enttäuscht, dass es nicht gesehen wurde. Dass seine „Leistung“ nicht anerkannt wurde. Die Leistung des „in der Gesellschaft Funktionierens“, des „sich Aufopferns für die Familie“, des „alles dafür Tuns, damit es der Frau und den Kindern gut geht, selbst wenn der Vater die Familie verlässt“. Also auch ein schuldig fühlen für die Situation, wie sie nun mal ist. Sie ist aber nicht wegen mir so! Sie ist so, weil sie so ist. Einfach so. So ist es und niemand trägt die Schuld dafür. Und es blockiert die Energie, den Lebensfluss, zu versuchen an den Dingen, die sich nicht als wegweisend gezeigt haben, festhalten zu wollen…

Warum entsteht Wut (oder andere Gefühle)?

Der Grund für den Ausbruch des Wut-Vulkans wurde so offenbar: Es waren meine Schuld-Gefühle den Kindern gegenüber, die Schuld und Scham, die ich empfinde ein nicht präsenter Vater zu sein. Wobei es auch – während ich noch zusammen mit ihnen im Haus gelebt habe – oft so war, dass ich nicht präsent war. Ich war geistig nicht präsent. Anfangs war ich in Gedanken in der Firma, später war ich in Gedanken über spirituelle Themen oder habe mich in Meditation geflüchtet.

Flucht als Dauer-Thema, Flucht sich seinen wahren Gefühlen zu stellen. Ich habe die Beschäftigung / Aktion mit Dingen im Außen dazu missbraucht, um mich nicht mit den Wunden meines inneren Kindes und den damit verbundenen Schmerzen zu beschäftigen. Heute wurden sie (wieder einmal) offensichtlich. Mein Gefühl des „Nicht anerkannt / gesehen Werdens“ hat sich aus dem Versteck des Unbewussten gewagt.

Die vordergründigen Wut-Gefühle haben dies nur aufgezeigt, als Weg-Weiser, sie sind die Sprache, über die Gott durch uns, mit uns kommuniziert. Die eigene Bewusstseinskraft und die Selbst-Betrachtung haben mich zur eigentlichen Blockade geführt, damit sie gesehen wird und erlöst werden kann.

Was zeigt die Wut (oder andere Gefühle)?

Spirituell unreif wäre es zu sagen, dass man keine Wut mehr spürt. Dafür gibt es den hübschen Begriff „Spriritual Bypassing“, eine Art „spiritueller Vermeidung“, sprich sich immer, wenn sich „unangebrachte“ Gefühle ankündigen in die Meditation zu flüchten, weg von der eigentlichen Welt, rein in die Einheit, um nicht mit „der dunklen Seite der Macht“ in Berührung zu kommen. Denn sie zeigt sich immer dann, wenn die einwirkende Situation unbewusste Themen an die Oberfläche bringt, wenn sie ans Licht kommen…
Aber sie kommen deshalb ans Licht, um erlöst zu werden und nicht, um weiter den Deckel drauf zu halten. Sonst steigt der Druck ins unermessliche. Und der Druck ist da, weil die Ur-Situation noch nicht erlöst ist.
Mit jedem Wutausbruch (gelebt oder in Trance durchfühlt) komme ich näher an dieses Ur-Thema heran, um diesem Thema endgültig den Nährboden zu entziehen.
Jedes endgültig erlöste Ur-Thema – das durchaus auch ein kollektives Thema sein kann – reduziert die Situationen, in denen ich zum „Friederich dem Wüterich“ werde…
…und damit auch an den Folgen von unterdrückter Wut zu erkranken…

In diesem Fall ist definitiv ein kollektiver Glaubenssatz mit betroffen, doch dazu in den nächsten Tagen mehr, denn da wird eine Serie draus 😊

Dankbarkeit

Ein sehr guter Freund von mir – der mittlerweile verstorben ist – hat einmal gesagt, nachdem er nach seinem Vater gefragt wurde: „Mein Vater ist ein cholerisches Arschloch!“. Er hat sein Potential in sich genauso zu sein in sich erkannt. Er wollte das so – weil er es am eigenen Leib erlebt hat – auf keinen Fall leben. Er hat seine Art damit „umzugehen“ gefunden gehabt…
Er hat sein Leben lang seit er 16 Jahre war gekifft, das hat ihn „beruhigt“ und geerdet und vielleicht hat es auch mit dazu beigetragen, dass sein Leben – mit 40 durch einen Herzinfarkt – früher zu Ende ging als manch anderes.
Auch das war in vielerlei Hinsicht ein wichtiger Hinweis für mein Leben wofür ich sehr dankbar bin.

Auch bin ich sehr dankbar für die Situation heute Morgen, denn sie hat mir den wertvollen Hinweis gegeben, wo es etwas zu finden gibt, was mich meinem Wesenskern näherbringt, was mich selbst erkennen lässt.
Dankbar meiner Noch-Ehefrau gegenüber, die meine laute Stimme hat ertragen müssen (die geifernden Spucke Bläschen blieben ihr erfreulicherweise durch den Telefonhörer erspart).
Dankbar meiner Freundin gegenüber, die mich nicht für mein aggressiv (männliches?) Verhalten verurteilt hat.
Dankbar dem Leben gegenüber, dass ich im Moment die Gelegenheit habe, all diese Erfahrungen durch das Schreiben in mir zu integrieren, damit ich mein volles Potential leben darf.

In Liebe

Thomas