Verantwortung für das Handeln

[…] Diese Lesart läuft darauf  hinaus, dass der Akt des Anfangens in einem „zweiten Stadium der Schöpfung“ zu verorten ist, ja in der Unendlichkeit der geschlossenen Repräsentation, als eine Wiederholung, der nichts vorausgeht.

Vor diesem Hintergrund lässt sich fragen, wie man der Sklaverei der Wiederholung entkommen, wie man schöpfen, generieren, anfangen kann. Es ist kein Wunder, dass Derrida auf  das Problem des Anfangens  – kurz vor seinem Tod  – zurückkommt und dieses wiederum im Rekurs auf Artaud im Hinblick auf Verantwortung thematisiert:

„In gewisser Hinsicht wird die Verantwortung des Schreibens, beziehungsweise dessen, was man im allgemeinen als Schöpfung oder Gestaltung (creation) bezeichnet, immer gefühlt als eine Höhlung, die von einer Leere ausgeht […], so daß letztendlich das, was es zu sagen gäbe“, ja womit man anfangen könnte, „nicht vor dem Akt des Sagens existiert; denn, wenn der Inhalt der zu sagenden Sache vorab existierte, dann  gäbe es […] keine Verantwortung zu übernehmen, kein Risiko […].“

So gesehen stellt sich die Frage, wie das Einmalige, der Beginn des Neuen im Fluss des Iterativen zu bestimmen ist. Und wie kann man wiederum Verantwortung für das Anfangen übernehmen, wenn Anfänge keine souveränen Akte sind und keinem von uns allein gehören können? Diese Fragen hallen in einem einschlägigen Deleuze-Zitat wider und spitzen sich in diesem sogar zu: „Das Problem des Anfangs in der Philosophie wurde mit vollem Recht immer als äußerst heikel angesehen. Denn Anfangen heißt alle Voraussetzungen ausschließen.“

 

Kommentar:

Der Anfang entspringt aus der Leere, er war schon da bevor er gesagt wurde. Durch das Sagen beginnt er zu existieren.

Es stellen sich einige Fragen:

  • Wenn der Anfang für irgendetwas bereits im Feld (dem Selbst) vorhanden ist, ist es dann relevant, wer die Verantwortung dafür übernimmt den Anfang zu manifestieren?
  • Kann irgendeine Handlung, die sich aus dem Feld (dem Selbst) bedient, die aus der Leere entspringt falsch sein?

Solange das Handeln aus der Verbindung mit dem Selbst sich entfaltet, ist das Handeln verantwortungsvoll, da es im Sinne des Ganzen bereits da ist.

Verantwortungsloses Handeln ist das, was entsteht, wenn der Handlungsimpuls aus einer Identifikation mit einem Körper-Geist-Verbindung entspringt.

Das Drama des Lebens kann nur so lange seinen Lauf nehmen, solange die Impulse aus der Ich-Identifikation entstehen.

 

Das Zitat stammt aus dem Buch „Dramaturgien des Anfangens“ von Adam Czirak / Gerko Egert (Hrsg.) und ist im Neofelis Verlag erschienen und kann hier bestellt werden.

Der zitierte Text stammt von Adam Czirak / Gerko Egert

 

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